Das Land ist so weit und leer. Man schaut und schaut – bis zum Horizont und darĂŒber hinaus. Es bleibt die Stille. Als könnte man hier endlich zur Ruhe, ins Reine mit sich selbst kommen. Nichts, das einen auffahren lĂ€sst, nicht loslĂ€sst in der Nacht, nicht schlafen, nicht denken lĂ€sst – nur Schweigen. Und man betrachtet dieses Schweigen – zunĂ€chst etwas skeptisch noch. Doch schon morgens nach dem Aufstehen öffnet man ihm bereitwillig das Fenster und lĂ€sst es herein. Schluck um Schluck trinkt man es des Tags bis hinein in den stillen Abend. Das Schweigen, das einen wieder atmen lĂ€sst, das einen wieder denken lĂ€sst, wieder leben lĂ€sst – weil man endlich den Raum gefunden hat, in dem man sich ausbreiten, sich ent-wickeln kann. Das erste Mal seit Jahren, dass man diesen Raum wieder erfahren hat, weil er all die Zeit verschĂŒttet lag in mir und Dir und dem Rest der Welt, die nie stillsteht, nie zuhört und nie an sich halten kann. Und hier findet man dann dieses tiefblaue Schweigen, das einem umgelegt wird wie eine wĂ€rmende Decke.

Wasserfall
Wasserfall

Die Insel Arran haben wir schon viermal besucht, und ich bin sicher, dass wir wieder hinfahren werden. Von Arran sagt man, es sei Schottland in Miniatur: im Norden der Insel erheben sich die mĂ€chtigen Highlands, im SĂŒden die sanft geschwungenen Lowlands. In der Tat kann man auf dieser Insel die ganze wunderbare Vielfalt der schottischen Landschaft in nur einer Busrundtour von wenigen Stunden erleben – aber natĂŒrlich nur fĂŒr den Fall, dass es wirklich nicht aufhören will zu regnen – was wirklich selten der Fall ist. Ansonsten sollte man die Insel ganz unbedingt zu Fuß erkunden. Dennoch ist der Bus-Service ein tolles Add-on zu allem, was dieses Eiland sowieso schon zu bieten hat. Die Ringstraße, die einmal rund um die Insel fĂŒhrt und „The String“, die Straße, welche sie von Ost nach West quert, sind die Hauptverkehrsadern und vom Bus-Service gut bedient. Die Fahrzeuge halten auf Zuwinken und lassen einen ĂŒberall dort aussteigen, wohin einen das „Walker’s-Herz“ eben gerade so verschlĂ€gt. Vom stets hilfsbereiten Personal gibt es oft noch gut gemeinte Tipps mit auf den Weg, was man unbedingt anschauen sollte oder welche Wege gut in einer bestimmten Zeit zu bewĂ€ltigen sind. Ganz anders als manch Busfahrer auf dem deutschen Festland, der mangelnde Sprachkenntnis beim Kunden gerne dadurch zu kompensieren trachtet, dass er dasselbe wieder und wieder nur noch lauter wiederholt. Auf einer Insel ist eben manches entspannter. Und, wie gesagt, die reine Fahrt ist hier schon ein Erlebnis, wenn man von SĂŒd nach Nord unterwegs ist und plötzlich links und rechts der Straße die Berge anfangen, in den Himmel zu wachsen. An ihren HĂ€ngen haben wir schon Adler beobachtet und Schafe stehen dort wie hingetupft.

Busfahren auf Arran ist auch deshalb ein Erlebnis, weil die Fahrer oft ein unglaubliches Können an den Tag legen, wenn ihnen immer hĂ€ufiger schwerfĂ€llige Camping-Mobile vom Festland auf der einspurigen, kurvenreichen Ringstraße begegnen und nicht mehr bloß die allgegenwĂ€rtigen WollknĂ€uel auf vier Beinen. Letztere sind wegen ihrer schon fast sprichwörtlichen StoizitĂ€t ein echtes Hindernis. Sie laufen durchaus nicht schneller, nur weil jetzt gerade ein Auto kĂ€me. Erstere dagegen sind ein Hindernis, weil sie mit der Navigation ihrer Schlachtschiffe auf der schmalen Straße schnell ĂŒberfordert sind, wenn nicht gar hilflos erscheinen. Und so haben wir mehr als einmal erlebt, dass es der Bus war, der rĂŒckwĂ€rts, bergab und um eine Kurve manövrierte, weil der Camper sich zum Ausweichen unfĂ€hig erwies.

Trotzdem bleibt es aber dabei, Busfahren sollte man auf Arran nur, wenn einen die FĂŒĂŸe nicht mehr tragen wollen. Denn zum Wandern ist die Insel einfach wie gemacht und so wunderbar spannend zu erleben, dass es uns ganz und gar nicht seltsam vorkam, als uns eine Ă€ltere Dame, die wir zufĂ€llig bei einer unserer Touren dort trafen, erzĂ€hlte, sie kĂ€me nun schon seit fĂŒnfzig Jahren (‚ I come here for 50 years – five, o.‘), um Arran zu erkunden, immer wieder.

Wie gesagt, auch wir werden ganz bestimmt wieder hinfahren zu dieser wunderbaren Insel, die eingekuschelt hinter der berĂŒhmt besungenen Kintyre-Halbinsel liegt.

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