Abendstimmung in Rom am Brunnen „Quattro Fiumi“. Eine Luft wie Seide, schmeichlerisch und einlullend. Straßenmusiker und Abendrot. Ich hätte eine Ewigkeit dort verbringen können. Blaue Stunde in der ewigen Stadt.

Petersdom: Er sieht aus, als wäre er nicht von dieser Welt. Ganz zart, zerbrechlich, beinahe durchscheinend – trotz der Größe, trotz des massiven Steins. Man kann hingehen und ihn berühren. Man kann mit dem Fuß dagegen treten. Und doch – wenn man im Fortgehen sich umwendet für einen letzten Blick, sieht er wieder so jenseitig aus wie eine Fata Morgana.

Nie sah ich einen Stein, der mehr Leben war als dieser. Ein Gewimmel an Leibern und Licht. Hände, die greifen, und schlagende Flügel. Hörst Du das Rascheln ihrer Kleider? Ein wildes, ungeordnetes Leben an seinem Ursprung. Nie sah ich eine solche in steingemeißelte Dynamik, eine solch bronzene Agilität wie hier im Haus der Toten, in der Kapelle der Gräber – mit dem einen Toten zu ihren Füßen, zu dem sie alle pilgern, ohne zu sehen.

Richtet man den Blick himmelwärts, wird man ihrer gewahr. Keck schaut der eine oder andere Fuß hervor, baumelt ein Bein oder gar eine Flügelspitze. In Rom gibt es tatsächlich die Engel im Himmel. Sie schauen Dich an, schauen Dir zu. Sie sind ganz leicht wie die Luft, wie der Himmel und die Wolken in ihren fließenden Gewändern, wenn sie in fünf, sechs Metern vielleicht auch sechzig, achtzig Metern, wer weiß das schon genau, über Dir schweben. Von schönster Gestalt, sodass Du Dir den Hals verrenkst, ihre Vollkommenheit zu schauen, ihre Leichtigkeit auf Torbögen und Simsen, an Kirchdecken und Emporen. Nicht schwer ist‘s, sich vorzustellen, dass hier der Glaube an den Himmel geschaffen wurde. Ein Himmel voller Engel, die milde lächelnd und etwas spöttisch auf die Staunenden unter ihren Füßen hinabblicken, frech wie Kinder mit den Zehen wackelnd.

Wo anders wäre der Stein so leicht wie hier, in Rom?