Willkommen auf meiner Seite!

Was man hier finden kann: Fernweh, Unterhaltsames, literarische Spitzfindigkeiten, manchmal einen neuen Gedanken


Sichtweisen

Von seinem Platz aus sah er nie das Tageslicht, aber die ganze Welt. Sie versammelte sich hier.

All die Menschen, die vorbeikamen, um mit ihm zu sprechen, auch wenn sie nichts sagen wollten und doch Tag fĂŒr Tag an seinem Fenster standen. Es gab die, die Stunden an den zwei Stehtischen verweilten mitten im Durchzug, mitten in dieser Zwischenwelt. Zwischen den Gleisen, die irgendwohin fĂŒhren mochten, und der Straße, die das meist nicht mehr tat.

Manche redeten mit ihm, mit den VorĂŒbergehenden, mit sich selbst. Manche mit Gott, andere hatten den lĂ€ngst abgehakt. Aber zu ihm kamen sie alle.

Wegen Zigaretten, wegen Bier, manche holten eine Zeitung. Morgens kamen die Kinder wegen der SĂŒĂŸigkeiten. Kaffee in Pappbechern holten die Handwerker, tranken ihn im Stehen und scherzten ĂŒber die Tage in der Fremde, die ihre Heimat war und irgendwie auch wieder nicht.

Ihnen allen schaute er zu – hier unten vor seinem Kiosk, wo die Welt stand vom Morgen bis in die spĂ€te Nacht.



Lichttropfen fallen
zerschellen an Tonhöhen
die hinausragen
in die Zeit
Gestern – war es leichter



Herbstblatt

Loslassen

Von dieser Stadt aus kann man hinausfahren aufs Meer. NatĂŒrlich liegt das am Wasser im Fluss, das uns hinaustragen wĂŒrde, hinausziehen wie einen ungeĂŒbten Schwimmer im Sommer.

Der Fluss und sein Wasser, vor dem sie uns so oft gewarnt haben. Vor dem, was unter der OberflĂ€che ist. Warnungen beziehen sich immer darauf – auf das, was unten ist, was man nicht sehen kann, was die anderen zu ahnen meinen. Sie halten zurĂŒck, wenn wir uns zu weit vorwagen. Dabei sind es nur wenige Schritte und dann – bis hinaus aufs Meer und immer weiter, wenn man erst einmal dort ist.

Man muss nur loslassen können.

Loslassen.

Kaum zu machen.

Schon als Kind im Schwimmbad war das die grĂ¶ĂŸte HĂŒrde. Damals tauchte ich einfach ab aus dieser Welt. Blieb auf dem blauen Grund so lange, wie es mir gefiel, wie es eben ging.

‚Warum hast Du das nur getan?‘ das UnverstĂ€ndnis der Erwachsenen noch so viele Jahre spĂ€ter.

‚Weil es Spaß macht?‘

Ist man erst einmal selbst einer von ihnen geworden, fehlt einem die Klarsicht. Dann bleibt man stehen und hÀlt fest. So fest wie nur möglich. Loszulassen hat jetzt eine andere Bedeutung. Zeit.

Dann bleiben wir an den Ufern, dann bleiben wir in den StĂ€dten – auf dem Trockenen.

Auch in einer Stadt mit Fluss zum Meer…


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Aus „Kurz und KĂŒrzestes“

Fragen

Es schmerzt,
wenn man feststellt, dass man
sich nichts mehr zu sagen hat.

Die Leute beklagen,
keine Antworten zu erhalten

Schlimmer ist jedoch,
wenn es keine Fragen mehr gibt



Eine Meise schwatzt sich ĂŒber den Himmel
Wolken treiben
Die Sonne behÀlt ihren Schatten
Es ist Sommer.



‘Ich schreibe schon den ganzen Tag dieses Datum,
aber ich weiß nicht, welcher Tag heute ist. Seltsam oder?’
Sie staunte mich an.
Ich nickte. Seltsam, ja.
‘Zeit’, sagte ich und hob die Schultern.


Streetart, Hamburg 2023

„Schreib ohne Furcht und viel!“
Welch wunderbare Aufforderung, wenn der Geist dem Stift gehorcht.
Wenn beide tanzen

Welch Elend, schweigen beide
wie ein Morgen in der Nacht.


Elbe

Die Stadt spuckt ihre BĂ€ume auf die Straßen.
Das Fest ist vorbei!



Es wird Weihnachten,
in den GeschÀften liegt schon Schnee.


Elbe, Weihnachten 2021

Klagend schleicht der Nordwind um das Haus.
Probiert jedes Fenster, jede TĂŒr.
Mag ihn nicht einlassen.
Er ist ein gar
zu frostiger Gesell‘.


Elbe AbenddÀmmerung

Schreiben ist wie Inkontinenz

Es passiert immer zu den unpassendensten Gelegenheiten.