‚Das ist hier ja wie in der Schule!‘ protestierte ich irgendwann lautstark. Das ‚wie Schule‘ bezog sich dabei auf den Haufen Leute, die darauf starrten, was ich gerade auf den Zetteln auf dem Salontisch mĂŒhselig ausklamĂŒsterte und was Christian – sicherlich noch mĂŒhseliger – mit seinen Fragen meinem eingerosteten Erinnerungsvermögen zu entlocken suchte.

Auf diesem Törn gab es wieder das ‚Skipper-of-the-day‘-Konzept, und ich machte den Anfang dazu. Das hieß, am Abend vorher einen Spickzettel – unter besagten Augen aller – erstellen: wo wĂŒrden wir wann sein, welche Kurse brauchten wir von welchen Orten aus, was konnten wir als Peilobjekte nutzen? Kursbeschickung unter Wind und Strom – hatte ich nicht gerade verkĂŒndet, nachts zuvor die zeichnerische Vektoraddition erlernt zu haben? Puh, man soll den Mund eben nicht so voll nehmen


Nach dem Essen und dem leckeren Nachtisch ging es nun also an die Kopfarbeit. Am nĂ€chsten Tag wollten wir von Helgoland nach Wangerooge. Und, nein, wir wollten nicht durch irgendwelche Verkehrstrennungsgebiete hindurch eiern, sondern uns gut von diesen freihalten. Das war keine Frage der Unmöglichkeit, nur eine der richtigen Planung – sprich, des richtigen Kurses ĂŒber die Nordsee, auf der wir nach den Tonnen fĂŒr das Naturschutzgebiet sĂŒdöstlich der Insel recht lange nichts mehr als feste Marken zur Navigation wĂŒrden nutzen können. Christian erklĂ€rte, dass man natĂŒrlich Helgoland selbst eine Weile lang als Peilobjekt zur VerfĂŒgung haben wĂŒrde. ‚Wenn das Dein Magnetkompasskurs ist, welche Peilung musst Du dann auf die Hafeneinfahrt von Helgoland haben?‘ Ja, und irgendwann wĂŒrden wir dann bei den Tonnen 4 und 5 des Jade-Weser-Fahrwasser rauskommen. ‚Was macht ihr, wenn ihr stattdessen bei 6 und 7 rauskommt?‘ Na, nach Steuerbord korrigieren. Und dann ging es schon in die Ansteuerung der Harle. ‚Die H4 muss dann unbedingt an Backbord bleiben, da ist es flach!‘ schĂ€rfte Christian uns mit Blick auf die Karte in. Und dann eben den Tonnen nach in den Hafen. ‚Alles klar? Ist Dein Spickzettel fertig?‘ erst da dĂ€mmerte es mir, dass ich nicht nur zum Vorrechnen an der Tafel gestanden hatte, sondern am nĂ€chsten Tag auch den Vorturner geben – ergo, das Sagen fĂŒr die Umsetzung des Planes haben sollte. Besser schnell noch eine gute MĂŒtze Schlaf einholen, bevor es damit losging