âO die See …â
Spiekeroog-Törn Mai 2018
Inhalt
- Vorbereitungen
- Tag 1: Finkenwerder â GlĂŒckstadt â Cuxhaven
- Tag 2: Cuxhaven â Spiekeroog
- Tag 3: Spiekeroog: Regattatraining und Old Laramie
- Tag 4: Spiekeroog: 61. Seestern-GedÀchtnis-Regatta
- Tag 5: Spiekeroog â Cuxhaven â Rhinplatte
- Tag 6: Rhinplatte â Wedel â Finkenwerder
Vorbereitungen
Dieser Törn begann mit zwei Paar Seestiefeln in unserer KĂŒchenspĂŒle. Mein Freund, ganz Physiker, hatte diverse Testberichte konsultiert, um das passende Paar fĂŒr unseren anstehenden Nordsee-Törn zu erwerben. Nur knapp zehn Grad verhieĂ das Meer uns in diesem Mai, da waren kalte FĂŒĂe sicher, sollten die Wellen schwappen und was anderes sollten Wellen auch schon tun? Gesagt getan. Unser Beschluss stand schnell fest, unser Segelequipment entsprechend aufzustocken. Eigentlich gehört Alexander ja zur Fraktion der Theoretiker, trotzdem oder vielleicht gerade deshalb lĂ€sst er sich den SpaĂ an einem echten Experiment nur selten verleiden. Also wanderten unsere Stiefel nach dem Kauf umgehend, beschwert mit jeweils einer Literpackung Milch im Schaft, ins Wasserbad in unserer SpĂŒle. Ich hatte GlĂŒck, meine hielten dicht. Alexander dagegen leerte bei insgesamt drei aufeinander folgenden Versuchen Mal um Mal seine Stiefel aus. Interessanterweise lief dabei stets der rechte Schuh voll Wasser, beim letzten Paar goss er schlieĂlich eine ganze Kaffeetasse voll zurĂŒck in die SpĂŒle. Die VerkĂ€uferin beim örtlichen Yachtausstatter guckte nicht schlecht, als wir innerhalb von nur einer Woche und, wohlgemerkt, bei strahlendem Sonnenschein nun beinahe tĂ€glich bei ihr vorbeischauten, um Paar um Paar zu tauschen. Sie tat es verwundert, aber ohne EinwĂ€nde. Erst die vierte Ausgabe kam ihrer Stiefelpflicht dann schuldig nach und durfte uns in der Folge auf den Törn begleiten. Knoff-Hoff!
Tag 1: Finkenwerder â GlĂŒckstadt â Cuxhaven
Als Kind habe ich mit Begeisterung âDie Acht vom groĂen Flussâ gelesen â eine Jugendbuchserie Ă€hnlich wie âDie fĂŒnf Freundeâ, nur eben drei mehr und ohne Hund, dafĂŒr aber mit Elbe. Heute, so viele Jahre spĂ€ter, bin ich nun selbst Teil eines groĂen Abenteuers auf diesem Fluss â oder, besser gesagt, fĂŒhle mich als ein solcher â der uns ohne groĂe Umschweife hinaus in alle Weiten der Welt tragen konnte. Leinen losgeworfen, Segel gesetzt und schon ist man mitten drinnen in dieser herrlichen ErzĂ€hlung von Freiheit und Abenteuer…

Diese Geschichte könnte ihren Anfang am besten in ihrem Ende nehmen, in diesem Ende am Dienstagvormittag nach Pfingsten auf der Elbe kurz hinter Wedel. Ich sitze auf dem SteuerbordsĂŒll unserer âHelgoland Expressâ und starre in die Ferne, deren Teil wir gerade noch gewesen waren. Wehmut â klingt vielleicht kitschig, war aber das richtige Wort fĂŒr diesen Moment. Wehmut bei der Einsicht, dass in demselben MaĂe, in dem das Fahrwasser der Elbe immer schmaler, auch unser Leben wieder enger und enger wurde. Noch ein paar kurze Stunden, dann wĂŒrden wir wieder als jene AnzugtrĂ€ger von Bord gehen, als welche wir gekommen waren, bevor wir â dazwischen â was wurden?

Ich habe es immer ĂŒbertrieben gefunden, Freiheit als ein GefĂŒhl zu bezeichnen. Nein, der rationale Teil von mir hatte es auch fĂŒr sachlich schlicht falsch erklĂ€rt. Freiheit ist ein Zustand mit zwei wichtigen Bestandteilen, nĂ€mlich der Abwesenheit von Zwang und dem Vorhandensein von Möglichkeiten, aber eben sicher kein GefĂŒhl â soweit also die Ratio. Aber waren wir nicht alle auch fehlbar? Und wenn ich eines mit den vergangenen fĂŒnf Tagen auf diesem Boot verband und wenn es eines gab, dem ich nun, in die Ferne starrend, nachtrauerte, dann war es genau das â das GefĂŒhl von Freiheit, das plötzlich möglich erschien. Das, was uns aus diesem ein- und festgefĂŒgten Dasein fĂŒr Momente herausgehoben und uns die Welt von oben gezeigt hatte, wie Carl Sagans zweidimensionale Wesen nach einem unvermuteten Luftsprung plötzlich in der dritten Dimension das Innerste ihrer Genossen erspĂ€hen konnten â so einfach lieĂ sich das Unvorstellbare erklĂ€ren. Das war Freiheit, und genau diese sah ich nun in der Ferne entschwinden, denn vor uns lag die Stadt mit ihren Jobs, Rechnungen, Versicherungen und all dem anderen. ‚Doch eines können sie uns nun nicht mehr nehmen‘, dachte ich spĂ€ter, ‚und das ist der Sand in den Schuhen von Spiekeroog…‘
Tag 2: Cuxhaven â Spiekeroog
Leider kann Freiheit auch bedeuten, dass einem schlecht wird und zwar so richtig schlecht. Das traf fast die ganze Crew auf dem ersten langen Schlag dieser Reise von Cuxhaven nach Spiekeroog. ‚So ist das also, wenn man seekrank ist‘, dachte ich noch und dann hing ich auch schon ĂŒber der Reling. Gut nur, dass ich noch nicht allzu viel gegessen hatte an diesem Tag, der nach einer sehr kurzen Nacht morgens um vier im Amerikahafen in Cuxhaven begonnen hatte. Wir hatte Westwind und mussten also aus der ElbmĂŒndung gegen an. Wind gegen Strom baute einen entsprechenden Seegang auf, der sich nun lustig mit der DĂŒnung der vorherigen Stark-Wind-Wettertage mischte. Hart schlug unsere âHelgoland Expressâ immer wieder in das eine oder andere Wellental. Mit Schaudern erinnerte ich mich an Hendriks ErzĂ€hlung vom Vortag. Sechs Meter wĂ€ren die Wellen hoch gewesen bei seiner letzten Regatta. Diese hier schafften es gerade mal auf einen und schon das war mir mehr als genug.
An Backbord zogen mittlerweile all die gefĂŒrchteten Untiefen der Deutschen Bucht vorĂŒber. Ăber Scharhörnriff brodelte und schĂ€umte das Wasser. So hoch tĂŒrmten sich dort die Grundseen, dass ich zunĂ€chst glaubte, weiĂe DĂŒnen an Land zu sehen. Schon seltsam, was dieses Meer uns alles zu zeigen vermochte. Stundenlang starrte ich ĂŒbermĂŒdet auf seine Wellen und verstand sehr bald, wie all das Seemannsgarn von Monstern aus der Tiefe in frĂŒheren Jahrhunderten hatte gesponnen werden können. Sahen nicht viele der Wellenberge aus wie die Buckel unbekannter Tiere, die sich vor uns aus dem SchoĂe des Meeres erhoben? Das Meer hat so viele Gesichter. Immer wieder zeigt es uns, wie klein und unbedeutend wir doch sind. Eine 43-FuĂ-Yacht ist nichts nach seinen MaĂstĂ€ben. Bei einem Vortrag, den ich kĂŒrzlich beim Tag der offenen TĂŒr beim BSH in Hamburg hören konnte, zeigte der Referent unter anderem ein Video von einem Kreuzfahrtschiff auf hoher See. Seitdem weiĂ ich, was ‚das Rollen eines Schiffes‘ bedeutete und dass ich diese Erfahrung lieber nicht so bald am eigenen Leib machen wollte. Sehr passend dazu ein Song von Jonny Glut aus dem âOld Laramieâ, das wir auf dieser Reise auch noch kennenlernen wĂŒrden: âOdyseeâ – oh, die See â Sehnsuchtsort, Fernwehort â Freiheit, Herausforderung â körperlich, geistig, seelisch. Etwas, von dem man nicht mehr lassen konnte, wenn es einen gepackt hatte, auch wenn es manchmal besser wĂ€re.
Gott sei Dank, bewahrheitete sich an diesem Tag noch eine weitere Seglerweisheit: Steuern hilft! Die nĂ€chsten Stunden waren also gerettet. Unser Kurs hieĂ ‚hoch am Wind‘ â so konnte man also auch navigieren…
Die NordergrĂŒnde hatten wir zwischenzeitlich hinter uns gebracht â noch so eine sagenumwogene Untiefe. Wie viele Wracks waren dort auf unserer Seekarte verzeichnet? Entschieden zu viele, aber wir kreuzten sicher ĂŒber ihre letzten AuslĂ€ufer hinweg. So viel Tiefgang, dass sie uns gefĂ€hrlich werden konnten, hatten wir dann, Gott sei Dank, doch nicht.
Am spĂ€ten Nachmittag tauchte vor uns endlich ein langer weiĂer Sandstrand auf. Nach einem sehr langen Tag, mit wenig Schlaf und Essen, dessen Reste die meisten von uns auch glĂŒcklich ĂŒber Bord befördert hatten, waren wir alle froh, endlich anzukommen. Wir froren alle. Inklusive Ălzeug trug ich an diesem Tag alles, was mein Zwiebelschalenschichtmodell herzugeben vermochte. Trotzdem war mir eiskalt â trotz der neuen Seestiefeln, dichten wohlgemerkt, und allem… Dabei war es nur bewölkt, kein Regen, nur viel scheinbarer Wind von vorn. Wie herrlich also, dass endlich diese Insel, das lang ersehnte Ziel, in Sicht kam. Aber von wegen Spiekeroog! Wir waren durch den Strom ein gutes StĂŒck östlich versetzt worden und schauten nun also auf die AuslĂ€ufer von Wangerooge statt auf die von uns ersehnte Insel. Bis zum Spiekerooger Hafen war also noch ein gutes StĂŒck Weg zurĂŒckzulegen. Immerhin weckte die Aussicht auf den Endspurt in uns die noch verbliebenen Lebensgeister, und wir boten entschlossen alles auf, um gegen Wind und Strom voranzukommen. SpĂ€ter, als wir unseren Track in der Aufzeichnung auf dem Plotter noch einmal anschauten, wurde schnell klar, warum Christian auf die wiederholte Frage, wie wir denn vorankĂ€men, gesagt hatte: ‚Frag‘ besser nicht.‘ Die ersten KreuzschlĂ€ge machten nicht mal eine lumpige Seemeile gut. Es wĂ€re nicht ĂŒbertrieben festzustellen, dass das Kreuzen gerade noch so verhindert hatte, dass wir rĂŒckwĂ€rts trieben. Sylke hatte da von Anfang an so einen Verdacht, und so suchte sie am Strand vor uns nach einem Wegpunkt, der uns erkennen lassen könnte, ob wir uns denn relativ zu diesem ĂŒberhaupt in die gewĂŒnschte Richtung bewegten. Sie fand das Gesuchte im parkenden Traktor des KĂŒstenschutzdienstes. Dumm nur, dass sich dieser ausgerechnet in jenem Augenblick selbst wieder in Bewegung setzte, als wir meinten, wieder etwas Fahrt aufgenommen zu haben.
GlĂŒcklicherweise wurden unsere KreuzschlĂ€ge schlieĂlich tatsĂ€chlich wieder lĂ€nger, und langsam, aber sicher erreichten wir so das Westende von Wangerooge. Und nun? Wie weiter? Der ursprĂŒngliche Plan war ja gewesen, nördlich an Spiekeroog vorbei zu segeln und dann mit der Flut ĂŒber die Barre an der Otzumer Balje ins Seegatt â doch das war, wohlgemerkt, der Plan gewesen, als wir noch meinten, Spiekeroog direkt anzulaufen und nicht mit knapper Not die Insel nebendran zu erwischen.
Das Zeitfenster, das uns die Tide vorgab, war mittlerweile so eng, dass unser Skipper â Zahlen und Daten sicher im Kopf â eine Alternative ertĂŒftelte. Lieber doch nach SĂŒden und dort durchs Wattfahrwasser. Aye, aye! Also vorn rum um die Spitze von Wangerooge und dann bloĂ gut klar halten von der Gefahrentonne, die â wo noch mal genau? – ah, da â ohh, daaa!!! – eine viel zu weit ins Fahrwasser hineinragende Buhne markierte, fast so als strecke Wangerooge klammheimlich unter dem Tischtuch der Nordsee die Hand nach der Nachbarin aus. Nur gut, dass wir mit Christian einen Ortskundigen an Bord hatten. Wir wĂ€ren nie im Leben darauf gekommen, dass man so etwas so bauen wĂŒrde. ZwangslĂ€ufig ein klares Hindernis fĂŒr alle Revierneulinge â und eine sichere Methode den Touristenzustrom vom Meer her auf ein vernĂŒnftiges MaĂ zu reduzieren… Doch war der aufregende Teil der Reise damit noch keineswegs zu Ende, sondern fing gerade erst an.

Die Fahrt durchs Wattfahrwasser war ein Erlebnis fĂŒr sich. ‚Kreuzen geht hier nicht‘, lautete die klare Ansage von unserem Skipper und, ‚es gibt da ’ne Stelle, da stehen in der Karte zehn Zentimeter.‘ Schluck! Unsere Blicke waren in den folgenden Stunden quasi am Lot festgeschraubt. Nur ab und an schauten wir auf und hinĂŒber zu den wiegenden Pricken im Watt. ‚Damit die Seehunde auch mal…‘ Nur hoffentlich nicht gerade jetzt unter unserem Kiel, wo wir sowieso gerade so wenig Wasser hatten, andererseits konnte natĂŒrlich jeder Tropfen helfen… Selten hatten wir auf diesem Törn den Kurs so eisern eingehalten wie hier. Immerhin hatte unsere Gib Sea einen Tiefgang von 1,70 m und auch wenn wir alle nur zu gerne endlich im Hafen von Spiekeroog einlaufen wollten, welches sich nun scheinbar endlos steuerbords an uns entlang zog, so wollten wir doch eben gerne auch in einem StĂŒck ankommen und nicht die HĂ€lfte hier auf den SĂ€nden zurĂŒcklassen. Christian dirigierte unsere Steuerfrau beharrlich an den ostfriesischen Salzwasserbirken vorbei, wie Martin sie so schön getauft hatte. Dann kam besagtes Flach. Christian unter Deck am Plotter, ich am Lot, Sylke am Steuer: 2,70 â 2,50, â 2,30 â 2,20 â 2,30 ⊠Geschafft. Wir hatten unsere Handbreit Wasser unter dem Kiel behalten.
Ich weià gar nicht mehr, wer von uns an diesem ersten Tag auf Spiekeroog angelegt hat. Wohl weià ich aber noch, wie erstaunt wir alle waren, den kleinen Hafen bereits so gut belegt vorzufinden. Boote aller möglicher Klassen lagen dort schon an den verschiedenen Stegen: Jollenkreuzer und Plattbodenschiffe, Contender und Laser auf dem Schlick dahinter.

Sehr genau erinnere ich mich auch an die heiĂe Dusche in der Marina â endlich war mir wieder warm. Dann ab in die Koje fĂŒr ein halbes StĂŒndchen, aus dem beinahe die ganze Nacht geworden wĂ€re, hĂ€tten die anderen uns nicht geweckt, wollten wir doch noch alle zusammen essen gehen. Gesagt getan. So ein Hunger! Im lokalen Fischrestaurant schmauste ich gebackenen SchafskĂ€se mit Tomaten und Oliven â sehr lecker. WĂ€ren wir nicht so mĂŒde gewesen, es hĂ€tte noch ein lustiger Abend an Land werden können. Doch allen stand der Sinn nur nach ihren Kojen und so setzten wir wenig spĂ€ter fort, was vor dem Essen schon so vielversprechend begonnen hatte. Unser Schiff lag schlieĂlich so weich im Hafenschlick wie wir in unseren Kojen.
Tag 3: Spiekeroog: Regattatraining und Old Laramie
Erst gute zwölf Stunden spĂ€ter kehrte wieder das Leben auf unser Schiff zurĂŒck, das nun leise gluckernd aus seinem Schlammbett wieder aufschwamm. Nie hĂ€tte ich vermutet, dass unser 1,70-Kiel einfach so im Schlick wĂŒrde untergehen können. Vor dem inneren Auge hatte ich beim Gedanken ans Trockenfallen schon der Reihe nach umgekippte Yachten im Hafen vor mir liegen sehen. Allerdings riet mir meine innere Stimme nun auf Grund der jĂŒngsten Beobachtung auch eindringlich vom Wattwandern in diesem Gebiet ab â 1,70 war der Tiefgang unserer Yacht, ich war 1,75 groĂ…
Zum Geschrei der Austernfischer nahmen wir ein opulentes FrĂŒhstĂŒck im Cockpit ein. Und wĂ€hrend am Strand die Limikolen auf ihren Stockbeinchen WattwĂŒrmer pickten, verschlangen wir Brötchen um Brötchen. Strahlender Sonnenschein zeigte uns Hafen und Insel von ihrer schönsten Seite. Der Landgang fĂŒhrte uns zuerst zum Supermarkt um die Ecke zwecks Aufstockung unserer VorrĂ€te. Dort trafen wir so ziemlich alle anderen Crews der Nachbarboote wieder. War klar oder?

Gleich am ersten Deich schossen wir auch einen Fasan â Martin ergatterte das beste Foto, ich bekam ihn gleich dreimal vor meine Linse. Scheu waren die Tiere hier wirklich nicht. Von wegen Fluchtdistanz… Danach fĂŒhrte uns unser Weg durch ein Blumenmeer an verschieden farbigen RhododendronbĂŒschen und duftenden Heckenrosen in ein vertrĂ€umtes Dorf mit ReetdachhĂ€uschen und StraĂencafĂ©s. Ein Postkartenmotiv nach dem anderen bot sich uns so dar. Das einzige, das hier durch die Gassen flitzte, waren FahrrĂ€der, denen man auch besser auswich, denn die Abwesenheit von Autos reizte sie offensichtlich zu den kĂŒhnsten Manövern â Bierbauch hin, Bierbauch her. Unterwegs trafen wir Christian, der sich fĂŒrsorglich erkundigte, ob wir denn auch schon den Strand gesehen hĂ€tten. Hatten wir nicht, wollten wir aber unbedingt. Die Richtung war klar â hey, wir waren auf einer Insel, wie weit konnte das Wasser da schon sein? Weiter, wie wir bald merkten.

Zwischenzeitlich hatten wir den Eindruck, durch Nachbars Garten zu schleichen, wurden die FuĂwege durch den Ort doch schmal und schmaler. Eine Katze rĂ€kelte sich faul zu unseren FĂŒĂen. Wohin so eilig, schien sie zu fragen, und man konnte es ihr angesichts der Ruhe in diesem Ort auch nicht verdenken. Unser Zeitplan allerdings war immer noch tidenabhĂ€ngig. Mittags wollten wir zum Regattatraining auslaufen, also flugs noch schnell zum Strand. Allerdings mussten wir feststellen, dass mit ‚flugs‘ hier nichts zu reiĂen war. Wir kamen in einen breiten DĂŒnenstreifen. Auf dem höchsten dieser norddeutschen Gipfel angelangt, erspĂ€hten wir den Strand in fĂŒr unseren Zeitplan unerreichbarer Ferne. Erst viel spĂ€ter an diesem Tag wĂŒrden wir ihn dann tatsĂ€chlich zu Gesicht bekommen, wenn unser Weg dem Larimie-Reiter folgen wĂŒrde.
Das Regattatraining war SpaĂ pur. Zwölf Stunden Schlaf hatten uns zu neuem Leben erweckt â und dann die Sonne, ein frischer Wind fĂŒr unsere Segel, was wollten wir mehr? Im Fahrwasser vor Spiekeroog tummelten sich bereits die verschiedensten Boote. Kleine Jollen, Contender, in deren Trapezen die sportliche Jugend hing, Jollenkreuzer und bald auch unser besegelter Wohnwagen. FĂŒr einen Wohnwagen waren wir allerdings ganz schön flott unterwegs.
Wir nutzten die Gelegenheit, verschiedene Segeltypen auszuprobieren. Den Anfang machte der Gennaker, dessen Stoff verheiĂungsvoll wie Geschenkpapier raschelte, als wir ihn hochzogen. Einmal voller Wind zog er uns in rauschender Fahrt ĂŒber das Wasser. Juhu, was fĂŒr ein SpaĂ! Leider erwies er sich letztlich aber doch als zu unhandlich. Unser Kurs wĂŒrde ein stetiges Einholen und Neusetzen erfordern â ja, kann man machen â allerdings wĂŒrden wir dafĂŒr definitiv mehr Ăbung brauchen, als wir derzeit aufweisen konnten. Zumindest fĂŒr Alexander und fĂŒr mich war es schlieĂlich das erste Mal, dass wir mit dieser Art Segel arbeiteten, vielleicht nicht die beste Voraussetzung fĂŒr die Nutzung desselben bei der Regatta am nĂ€chsten Tag. Christian seufzte bei derselben Erkenntnis in sich hinein. Doch glaube ich, hatte er seiner Crew diese SchwĂ€che bald wieder verziehen â spĂ€testens als wir alle ganz entspannt am nĂ€chsten Tag beobachten konnten, wie andere Crews mit ihren Segeln kĂ€mpften. Da wurde gebrĂŒllt und wie wild an den Fallen gezerrt. Wild schlagende Segel, hinter der Fock verkeilte Gennaker â wir bekamen alles zu Gesicht â am schönsten war der Knoten in einem knallroten Gennaker am Nachbarboot â klarer Fall von Schadenfreude. Alle lieĂen wir hinter uns.
Auch die Genua probierten wir aus und verstauten sie dann wieder wohlweislich in der Backskiste. Mit der simplen Fock wĂŒrden wir im Wortsinn am besten fahren. Mag langweilig klingen, aber manchmal sind die einfachsten Dinge auch die besten.
Viel zu frĂŒh drĂ€ngte uns die Tide an diesem Tag wieder zur Heimfahrt in den Spiekerooger Hafen. Ohne sie wĂ€ren wir sicher einfach immer weiter gesegelt, aus purem SpaĂ an der Freude. Auf dem RĂŒckweg lernte ich dann auch zum ersten Mal kennen, was die Leute als Hafenkino bei anderen genieĂen und bei sich selbst so zu fĂŒrchten scheinen. Hafenmanöver stehen bei Roberts Skippertrainings immer ganz oben auf der Wunschliste der verschiedenen Teilnehmer. Noch kaum einer, der oder die mit uns zu diesen abendlichen Lektionen in den Köhlfleet gesegelt war, hatte nicht schon gleich beim An-Bord-Kommen verkĂŒndet, er oder sie wolle Hafenmanöver fahren ĂŒben. Gut, haben wir gedacht, kann man machen, ist wichtig, aber Segelmanöver sind trotzdem viel spannender und lustiger. Warum nur wollten all diese Leute die wenigen schönen Stunden auf dem Wasser motorend direkt am Steg verbringen?!
Klar, um das Folgende spĂ€ter dann möglichst zu vermeiden. Tags zuvor hatten wir es mit noch ausreichend Platz gut rĂŒckwĂ€rts in unsere Box geschafft. Der Plan sah vor, das an diesem Nachmittag zu wiederholen. Leider wurde daraus nichts â weder das mit dem gut noch das mit der Wiederholung ĂŒberhaupt. Frustriert stellte Martin am Ruder fest, dass unsere âHelgoland Expressâ doch eher der Wohnwagen unter den Segelbooten war. Zu trĂ€ge, um den Bewegungen des Steuers unmittelbar zu folgen, schafften wir den notwendigen Bogen in die Box nicht â zur groĂen Freude und Belustigung der Crews in den Cockpits der Nachbarboote. Wie war das noch mal gleich mit der Schadenfreude?! Christian blieb cool, bot die SpottmĂ€ulern Popcorn an und dirigierte Martin dann mit geĂ€nderter Taktik sicher und problemlos vorwĂ€rts in die Box hinein. Geschafft! Das Anlegerbier hatten wir uns heute wirklich verdient!
Nachdem wir etwas spĂ€ter dann mit segelertypischem HeiĂhunger das Abendessen auf dem Boot vertilgt und das Töpfe-Tetris nach dem Abwasch beim Klarschiffmachen schlieĂlich gewonnenen hatten, wartete an diesem Abend noch eine schöne Ăberraschung an Land auf uns. Die Sonne ging glutrot ĂŒber der Insel unter und voller Glut sollte es danach noch etwas weitergehen. Zu FuĂ machten wir uns auf zum letzten Haus am Westende der Insel â last homely house, sozusagen â immer entlang der Schienen der alten Pferdebahn. Christian erklĂ€rte, dass der FĂ€hranleger noch gar nicht sehr lange so nah am Dorf lag, sondern frĂŒher die Touristen notwendig auf eben jene Pferdebahn angewiesen waren, um vom westlichen FĂ€hranleger zu ihren Ferienwohnungen im Dorf zu gelangen.

Es dĂ€mmerte bereits, als wir nach diesem Spaziergang immer zwischen Salzwiesen und Deich entlang endlich unser Ziel erreichten. Eine Schlange Wartender am Eingang verriet uns, dass wir aber keineswegs zu spĂ€t gekommen waren. Das âOld Larimieâ lud erst ab 21 Uhr zum Konzert, von welchem wir bis dato noch gar keine Ahnung hatten. Kurzentschlossen bogen wir an dieser Stelle noch einmal ab, nutzten die Gelegenheit und Christians Ortskundigkeit, um doch wenigstens noch einmal den Strand zu sehen. Wir kamen, sahen und â waren baff. Vor uns lag ein endloser weiĂer Sandstrand, dahinter das Watt, auf dem einige Kurzkieler trockengefallen waren. Deren Crews saĂen nun gemĂŒtlich bei kalten GetrĂ€nken in vereinzelten GrĂŒppchen verteilt und plauderten sich in die beginnende Nacht. Wie gemalt lag diese Szenerie nun vor uns zur schönsten blauen Stunde. Die Ankerlichter der Yachten erschienen als lockende Irrlichterchen im Watt, und wir folgten ihnen willig. Fast schon magisch erschien die Landschaft um uns herum. Wir sogen diese Bilder tief in uns auf. Freiheit â hatte ich das schon erwĂ€hnt? Was konnte es Besseres geben…
Wir witzelten ĂŒber die MĂ€delscrew, die ein neues Trinkspiel auf dem Watt erfunden hatte â sehr zur Freude des mitreisenden Schiffshundes, der hechelnd von einer zur anderen wetzte. AngefĂŒllt mit den schönsten Seebildern kehrten wir schlieĂlich zu unserer Verabredung im âOld Larimieâ zurĂŒck. Dort war es mittlerweile richtig voll. Jeder Quadratzentimeter â man mag es in Norddeutschland ja gar nicht sagen, aber â des Biergartens war voller feiernder Menschen. Alle Altersstufen waren vertreten und, wie unschwer an den Klamotten festzustellen, nicht wenige davon Segler. Wie alle bestellten auch wir Bier, gesellten uns dazu und nur wenig spĂ€ter sang ich mit wachsender Begeisterung die eingĂ€ngigen Refrains der Lieder von Jonny Glut mit, der sich an diesem Abend mit seiner Band die Ehre auf der BĂŒhne der Kneipe gab und von dessen Musik Christian so schön gesagt hatte: ‚ Entweder man hasst es, oder man liebt es, aber es ist nur schwer zu ignorieren.‘ Wie passend nach den Erfahrungen des Vortrages erschien mir dort nun die Mal um Mal intonierte âOdyseeâ. Alexander witzelt seitdem ĂŒber einen neuen Fankult meinerseits, aber was soll’s, ich fand’s toll!
Um elf wurde dann eine Pause angekĂŒndigt, die wir ungern, aber doch fĂŒr den Aufbruch nutzten. SchlieĂlich wollte unser Skipper am nĂ€chsten Tag mit uns eine Regatta segeln. Schweren Herzens, aber doch auch beschwingt, verlieĂen wir also diese urige StĂ€tte, die mehr wie ein Strandgut wirkte, denn wie eine echte feste Behausung. Sylke lichtete noch eben den am Dachbalken vor sich hin vegetierenden Scheinwerfer ab, wĂ€hrend sich die helfenden HĂ€nde am Bierausschank selbst zuprosteten. Wer sagte, dass Arbeiten nicht auch SpaĂ machen durfte? Mit dem einen oder anderen Ohrwurm auf den Lippen machten wir uns also auf den Weg zurĂŒck zu unserem Schiff. Auch wenn ich dort keine einzige MĂŒnze in irgendwelches Wasser geworfen hatte, wie man in Rom und anderswo ganze Brunnen fĂŒrs StadtsĂ€ckel fĂŒllte â so hatte ich doch lĂ€ngst fest beschlossen, dass ich hier unbedingt noch einmal wieder wĂŒrde herkommen mĂŒssen. SchlieĂlich hatten wir alle spĂ€testens seit diesem Abend ’noch Sand in den Schuhen von Spiekeroog…‘
Tag 4: Spiekeroog: 61. Seestern-GedÀchtnis-Regatta
Der Tag der Regatta begann mit spiegelnden GoldflĂŒssen, welche die Morgensonne, vom Meerwasser reflektiert, durch die Achterluke in unsere KajĂŒte sandte. Ich blinzelte ein-, zweimal in diesen vielversprechenden Morgen und schlief dann noch herrliche drei Stunden weiter. Das FrĂŒhstĂŒck nahmen wir dann bei eben dieser FrĂŒhsommersonne im Cockpit zu uns wie fast alle anderen Crews im Hafen auch. LĂ€rm kam allein von den SchwĂ€rmen von Austernfischern und anderen Limikolen, die sich mit schrillen Rufen ĂŒber die QualitĂ€t der frĂŒhen WattwĂŒrmer zu streiten schienen, nach denen sie eifrig stocherten.
Der offizielle Teil der Regatta begann dann zur Mittagszeit mit der Steuermann-Besprechung am Spiekerooger Segelclub. Dutzende von Crews hatten sich hier eingefunden, um Strecken- und StartmodalitĂ€ten in Erfahrung zu bringen. Wir zĂ€hlten zur vierten von insgesamt fĂŒnf Startgruppen. Ein blaues Band am Achterstag wĂŒrde unsere Gruppe kenntlich machen. Rund 75 Boote wĂŒrden an diesem Tag an der 61. Seestern-GedĂ€chtnis-Regatta teilnehmen. SorgfĂ€ltig prĂ€gten wir uns die Regattastrecke ein und zĂ€hlten uns wechselseitig immer wieder die Namen der Konkurrenz aus unserer Klasse auf. Jeder von uns konnte spĂ€ter ganz genau sagen, welche Boote es galt, achteraus zu lassen. Mittlerweile hatte auch mich das Wettkampffieber gepackt, auch wenn ich sonst wenig von solchen Sportereignissen halte. In dieser Hinsicht, ich gebe es zu, nagt immer noch das Trauma des Schulsports an mir. Wenn man zu denjenigen gehört hatte, die der Lehrer beim WĂ€hlen der Mannschaften schlussendlich zuteilen musste, ist die spĂ€tere Begeisterung fĂŒr WettkĂ€mpfe welcher Art auch immer sehr, sehr ĂŒbersichtlich.

Unser Startfenster war 13.50 Uhr. Christian bestimmte einen Zeitbeauftragten, und die Stoppuhr wurde gespitzt. SchlieĂlich liefen wir zusammen mit all den anderen Booten aus. Das Fahrwasser vor Spiekeroog fĂŒllte sich mit mehr und mehr bunten Segeln. Eine Weile lang galt es fĂŒr uns noch hin und her zu kreuzen, die Uhr fest im Blick, dann kam unser Startsignal. Als der Blitzknall sein Rauchwölkchen an den Himmel zeichnete, waren wir mehr als bereit, und ein Pulk von Booten schoss zeitgleich zur Startlinie â und eines von Steuerbord her quer in die gesamte Gruppe hinein. Ein groĂer Tumult brach aus ob dieser rowdiehaften Wildsegelei. GebrĂŒll, hektische Wenden, noch mehr GebrĂŒll. Ich verlor den Ăberblick in all dem Chaos. Jemand hĂ€tte das Startschiff gerammt, hieĂ es. Ich verdrehte mir den Hals danach, konnte aber nichts erkennen. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass wir mittlerweile und trotz allem lĂ€ngst auf der Wettkampfstrecke unterwegs waren. Christian, wie immer einen kĂŒhlen Kopf bewahrend, hatte uns sicher ins Rennen geschickt, und unsere erste Regatta konnte beginnen.
‚Meine erste Regatta‘, beim Abendessen in Aachen, als ich mir die Sache das erste Mal richtig durch den Kopf gehen lieĂ, klang das noch verdĂ€chtig nach, ‚mein kleines Pony‘. Sicher, bereits zu diesem frĂŒhen Zeitpunkt war mir klar, dass das sicher alles andere als ein rosaroter KleinmĂ€dchentraum werden wĂŒrde. Und ein wenig hatte ich unseren Skipper schon im Vorwege bedauert, war ich mir doch sicher, dass eine gute Platzierung, auf die er bestimmt spekulierte, mit uns als Mannschaft â nun, sagen wir es nett â herausfordernd werden wĂŒrde. Und nun waren wir schon mittendrin.
Am Vormittag hatten die Nachbarcrews alles Mögliche von ihren Booten auf den Steg geschafft, um das Gewicht ihrer Schiffe fĂŒr die Regatta zu optimieren. Diverse BierkĂ€sten und Spirituosenflaschen vom Vorabend tauchten dort auf, und wir witzelten spĂ€ter darĂŒber, ob wir nicht doch besser noch den Anker von unserem segelnden Wohnwagen abmontieren und zu PĂŒtt un Pann auf den Steg legen sollten. Doch war unsere âHelgoland Expressâ gar nicht auf solcherlei Spielereien angewiesen. ZuverlĂ€ssig und gewandt segelte sie nun mit uns von Wendeboje zu Wendeboje, sich gut im Feld der Kontrahenten machend.

Die Crew hielt derweil die Augen offen nach der âGrauen Mausâ und dem âButtpedderâ – der Konkurrenz aus unserer Klasse. Beide erspĂ€hten wir schon nach der ersten Wende weit abgeschlagen achteraus. Juhu, wir lagen vorn! Meine Aufmerksamkeit wurde zunehmend vom bunten Treiben um uns herum in Beschlag genommen. Immer wieder schossen kleinere Boote quer, und Christian nutzte gleich zweimal den Luxus einer Fahrtenyacht â das Schiffshorn â um die Crews entsprechend wildsegelnder Boote an ihre Ausweichpflicht zu erinnern. Die einen merkten es schnell, als sie aufgeschreckt unter ihrem Segel hervorlugten. Die anderen gar nicht. ‚Sind halt keine groĂen Guckis‘, kommentierte unser Skipper die Lage nach erfolgreichem Ausweichmanöver unsererseits.
Insgesamt war ich als völliger Regattaneuling sehr erstaunt, dass uns auf einigen Teilstrecken so viel Zeit blieb, das Geschehen rund ums eigene Boot so genau zu studieren und die Fahrt in der Sonne auch entspannt zu genieĂen. Ich hatte mir das Ganze wesentlich hektischer vorgestellt. Dass es das durchaus auch sein konnte, erfuhren wir spĂ€ter, als unser Bootsnachbar am Steg stolz verkĂŒndete, er hĂ€tte nur sechsmal das Segel wechseln mĂŒssen auf dieser Strecke. Wir dagegen schafften es ohne Wechsel des Segelkleids und vorheriger ZwangsdiĂ€t des Schiffsbauches und freuten uns ĂŒber herrlichstes Segelwetter. Sonne satt. Der Fahrtwind kĂŒhlte auf den Am-Wind-Strecken, raumschots baumten wir die Fock aus, und ich schaute mich an den bunten Spis und Gennakern um uns herum satt. Besonders hĂŒbsch anzuschauen waren auch die Teilnehmer des letzten Startfensters â einige Plattbodenschiffe mit den typisch roten Segeln ĂŒber VollholzrĂŒmpfen. Wieder einmal bedauerte ich zutiefst, dass ich von Papas Tischlerfertigkeiten aber auch so gar nichts geerbte hatte, sonst stĂŒnde die Entscheidung fĂŒr das Traumboot lĂ€ngst fest.

Der schönste Zuschauer der Seestern-GedĂ€chtnis-Regatta auf Spiekeroog: ein Seehund, der sein Köpfchen neugierig aus dem Wasser reckte und das lustige Treiben der schnellen Boote mit den bunten Segeln zu begutachten schien. HĂ€tte er gekonnt, ich bin mir sicher, er hĂ€tte sicher sein Köpfchen darĂŒber geschĂŒttelt. Wozu die Eile? Es ist doch Wasser genug fĂŒr alle da…
Zwei Runden waren zu absolvieren: von der Startlinie aus nach SĂŒden gen Neuharlingersiel, eine Wende zurĂŒck nach Norden gen Spiekeroog, eine Wende und westwĂ€rts gen Langeoog und zurĂŒck zum Startschiff fĂŒr die nĂ€chste Runde. Es gab so viel zu sehen, dass die Zeit wie im Flug verging. Sylke stand am Ruder und manövrierte uns sicher durch das Geschehen. Eine der besten Gelegenheiten, diverse Ausweichregeln zu repetieren. Als besonderes Schmankerl navigierte auch noch die FĂ€hre zwischen Insel und Festland durch das dichte Feld der Segelboote oder besser, dies um besagte FĂ€hre drum herum.
Und dann wurde es spannend: die Ziellinie kam in Sicht, die Startnummer wurde an Deck geholt und gleich â da drĂ€ngte uns doch glatt das grĂŒne Boot, das uns schon einige Male wĂ€hrend der Regatta frech nahegekommen war, auf den letzten Metern ab, schob sich vor uns und durchs Ziel. Gute Seemannschaft geht anders! ‚Hey, hallo!‘ das war der Moment fĂŒr echte EntrĂŒstung, aber Christian riet zur Ruhe. Und ja eigentlich war es auch egal, denn sie segelten nicht in unserer Klasse, und von MĂ€usen und Plattfischpiekern hatten wir schon seit gefĂŒhlten Stunden nichts mehr gesehen. Also Startnummer hochgerissen und rein ins Ziel. Das war’s. Juhu! GefĂŒhlt hatten wir auf alle FĂ€lle schon mal gewonnen.
Ich löste Sylke am Ruder ab, nun ging es nach Hause in den Hafen â zusammen mit allen anderen. Wir drehten eine Orientierungsrunde durchs Hafenbecken. Ja, der Liegeplatz war noch frei â gleich neben den BierkĂ€sten und dem anderen Krams vom Nachbarboot. Also Segel bergen, Motor an und rein in die gute Stube. So ging ein weiterer herrlicher Segeltag langsam zu Ende.
Auf dem Plan stand nun als nĂ€chstes das wohlverdiente Abendessen: Kartoffelgratin, GrillkĂ€se, Salat und fĂŒr die Nichtvegetarier ein HĂŒhnerbein. Das Ankerbier wurde an diesem Abend um ein wohlverdientes zweites ergĂ€nzt. Satt und zufrieden harrten wir der Siegerehrung, die im Segelclub am selben Abend noch stattfinden sollte. Das Ereignis war fĂŒr 21 Uhr angesetzt. So wogen wir uns schon vor Beginn in der Gewissheit, dass dies nur ein kurzes Gastspiel unsererseits auf dem Regattaball werden wĂŒrde, denn fĂŒr den nĂ€chsten Tag stand die Heimreise und damit das Auslaufen mit dem Morgenhochwasser schon fest. Das hieĂ, um fĂŒnf Uhr wĂŒrden wir wieder losmachen mĂŒssen. Also wie viele Stunden Schlaf? Es gibt Momente im Leben, da rechnet man lieber nicht so genau… Egal, bis dahin war es ja noch etwas Zeit. Grund genug, ein wenig stolz zu sein, hatten wir allemal. Immerhin waren wir keine jahrelang eingespielte Crew, sondern gerade mal drei Tage zusammen auf dem Wasser unterwegs, und unsere âHelgoland Expressâ war sowieso eine KuriositĂ€t fĂŒr sich im flachen Wattfahrwasser. Also: freuen â jetzt!
‚Das war Können!‘ schallte ein bereits deutlich angetrunkener Ruf aus den hinteren Reihen, als die Regattaleitung kritisch das Tohuwabohu ansprach, das unsere Startsequenz so durcheinander gewirbelt hatte. Die Preisrichter hoben ob dieser Uneinsichtigkeit missbilligend die Augenbrauen. Allgemeines KopfschĂŒtteln. Dann ging es endlich an die Preisverleihung.

FĂŒr uns gab es dann noch eine unerwartete Ăberraschung, wies doch unsere Bootsklasse plötzlich zwei weitere Mitstreiter auf, die bei der Steuermann-Besprechung noch nicht auf dem Plan gestanden hatten. Und auch wenn wir deutlich schneller als MĂ€use und Plattfischpiecker gewesen waren, hatte man uns zu guter Letzt in Gemeinschaftsarbeit doch noch ĂŒberholt. Der Skipper der âTeamworkâ strahlte ins Publikum, und Christian kehrte etwas irritiert mit Silberschiffchen und der aus dem Geschenkeboot geangelten Dose Isolierspray an unseren Tisch zurĂŒck. Wir witzelten darĂŒber, wer letztere wohl als erstes auf seinem Kaminsims wĂŒrde drapieren dĂŒrfen, fotografierten eifrig unser Schiffchen, reichten es von Hand zu Hand und freuten uns ĂŒber unsere Platzierung. Als die Regattaleitung schlieĂlich die TanzflĂ€che freigab und wie aufs Stichwort die Liedzeile âVerstand ĂŒber Herzâ erklang, nahmen wir selbige wörtlich, machten uns auf den Weg zurĂŒck zum Boot und zu einer viel zu kurzen Nacht.
Tag 5: Spiekeroog â Cuxhaven â Rhinplatte
Der nĂ€chste Morgen begann viel zu frĂŒh, schon um halbfĂŒnf wurde durchs Schiff geklappert. DrauĂen stritten sich die SpĂ€theimgekehrten immer noch in weinseliger Stimmung auf dem Steg. Doch was zu anderer Zeit sicher eine interessante Charakterstudie gewesen wĂ€re, ging im eigenen Tran der ĂbernĂ€chtigung unter. Auch galt es, den sexistischen und frauenfeindlichen Plan umzusetzen, den ich am Abend zuvor ausgeheckt hatte. Die MĂ€nner machten das Boot klar zum Ablegen und motorten uns aus dem Hafen, wĂ€hrend Sylke und ich unterdecks, noch ein wenig die Ruhe der vergangen Nacht genieĂend, am Salontisch Klappbrote fĂŒr den geplanten langen Schlag des Tages schmierten. Kurz nachdem wir die westliche SĂŒdspitze der Insel passiert hatten, waren wir damit fertig. Als wir nun mit kleinen Augen und HĂ€nden voll FrĂŒhstĂŒcksbroten im Cockpit auftauchten, verschlug uns der Anblick, der sich uns nun bot, glatt die Sprache. Glutrot ging die Sonne gerade ĂŒber den Insel auf. Als dann auch noch ein heimkehrendes Fischerboot mit anhĂ€ngendem Möwenschwarm in dieses Panorama hineinschipperte, war das Postkartenmotiv schon beinahe zu schön, um wahr zu sein. TschĂŒĂ, Spiekeroog â kleine Insel, groĂe Liebe, bis zum nĂ€chsten Mal!

Dann ging es wieder hinaus aufs Meer. Hatte es uns vor noch nicht ganz drei Tagen ordentlich durchgeschĂŒttelt und mit grauen Wellenungeheuern genarrt, zeigte es sich uns heute von seiner wunderbarsten Seite: Sonnenschein, Wind aus Ost drei bis vier und eine fantastische Fernsicht â so schön kann Segeln sein.
Martin steuerte uns sicher durch die Zufahrt zu Weser und Jade â Fahrwasser, die auf unserer Ăbungskarte vorgestellt zu den belebtesten Ecken der Deutschen Bucht zĂ€hlen mussten – doch auch auf der RĂŒckfahrt begegnete uns hier kein einziges Schiff. Auf Verkehr in diesem Sinne sollten wir erst wieder in der Zufahrt zur Elbe treffen, so kann man sich tĂ€uschen. Allerdings hatten wir das Meer mitnichten ganz fĂŒr uns alleine. Auf der Reede der Neuen Weser lagen jede Menge dĂŒmpelnde Pötte. Wir schlĂ€ngelten uns hindurch. Wie öde musste dort der Alltag fĂŒr die Matrosen an Bord sein. Kein Landgang, keine Abwechslung, kein Austausch mit anderen Menschen. Manche Schiffe sahen aus, als wĂ€ren sie dort bereits zum endgĂŒltigen Verrosten vor Anker gegangen. Robert hatte mal erzĂ€hlt, dass man die Lage unserer Wirtschaft am sichersten an der Anzahl der Schiffe auf den Hochseereeden ablesen könne: je mehr von ihnen dort drauĂen vor Anker lagen, desto schlechter liefen die GeschĂ€fte. Im Hafen zu liegen wĂ€re viel zu teuer. Wenn sie also von keinen AuftrĂ€gen, von keinen Warenströmen kreuz und quer ĂŒber die Weltmeere getrieben wurden, ankerten sie da drauĂen, wo nur selten jemand AuĂenstehendes sie zu Gesicht bekam. Einer der KĂ€hne lieĂ die ganze Zeit ĂŒber den Schiffsdiesel laufen. Eine groĂe, gelbe Wolke lag ĂŒber dem Schiff. Es stank nach verbranntem Schweröl â auch so ein Thema, gerade fĂŒr uns Hamburger und unseren Hafen. Nur gut, dass unsere âHelgoland Expressâ mit dem besten aller Kraftstoffe lief â mit frischem Nordseewind, der uns sicher aus diesem Industriefriedhof wieder hinaus wehte.
Wir wechselten uns am Ruder ab und was nun in Sicht kam, gefiel mir deutlich besser. Hatten wir bei unserem ersten Törn im letzten Jahr Helgoland beinahe verpasst, weil die Insel bis zum letzten Augenblick im dicken Hochnebel steckte, zeigte sie sich wie zur Entschuldigung bei diesem Mal grazil von ihrer besten Seite. Erst konnten wir gar nicht glauben, was wir da vor Augen hatten, dass das dort am Horizont tatsĂ€chlich eben jene rote Felseninsel war, doch kamen wir ihr bestĂ€ndig nĂ€her und schlieĂlich war kein Zweifel mehr möglich: An Backbord voraus lag Helgoland. Dort war die Lange Anna, da hinten Helgolands Leuchtturm, sogar ein StĂŒck von der DĂŒne und dem dortigen rot-weiĂ-gestreiften Leuchtfeuer konnten wir erkennen. Was fĂŒr ein Anblick! In Aachen hatte eine Zeitlang eine Familie mit fĂŒnf sehr kleinen Kindern bei uns im Haus gewohnt. Klingelte man an ihrer TĂŒr und öffneten ihre Eltern, quoll alsbald eine ganze Schar von ihnen â neugierig auf die Welt jenseits der elterlichen Wohnung â in den Flur hinaus. Ebenso entlieĂ an diesem Tag Helgoland Segelboot um Segelboot aus seinem Hafen, den diese nach dem Ende der dortigen Nordseewochen nun wieder gen Heimat verlieĂen. Kleine, weiĂe Segel tanzten uns lustig entgegen, doch keines von ihnen wĂŒrde unseren Kurs tatsĂ€chlich kreuzen, waren sie doch so viel spĂ€ter erst aufgebrochen.

Christian wĂŒrde spĂ€ter sagen, dass wir Helgoland an diesem Tag bis auf acht Seemeilen nahe gekommen waren. Kein Wunder, dass uns allen dieselbe Idee durch den Kopf schwirrte. Könnte man diese Segelreise nicht einfach um ein, zwei Tage auf diesem Eiland im Meer verlĂ€ngern? Könnte man nicht? Man könnte doch vielleicht?
Hatte uns unser erster Schlag dieser Kreuz also weit nach Norden gefĂŒhrt, sollte die Wende kurz hinter Helgoland uns nun direkt in die Ansteuerung auf die Elbzufahrt bringen. Die Wende lief gut, aber schon kurze Zeit spĂ€ter triezte Christian mich, ich solle mich nun endlich entscheiden: Elbe oder Weser. Und in der Tat eierte ich schon eine gewisse Zeitlang mit unserem Boot so vor mich hin. Ich hatte den Wind verloren! Eine Sache, die uns sehr bewusst wurde auf diesem Törn, war der Unterschied, der zwischen, etwas theoretisch verstanden zu haben und es praktisch umsetzen zu können, bestand. Sicher hatte auch ich mittlerweile kapiert, was die berĂŒchtigte Windkante denn wohl sein sollte, an der wir segeln wollten. Aber was brachte einem das, wenn der eben noch so lustig pustende Wind plötzlich weg war oder doch mehr von querab kam als eben noch? Anluven, abfallen, anluven â hundert Mal und mehr spielten wir dieses Spiel mit dem Nordseewind an diesem Tag. WindfĂ€den, Verklicker, Kompass, das Vorliek des Vorsegels â alles gab Hinweise, alles sollte man beachten. Irgendwann war die Konzentration dann futsch, und ich dankbar fĂŒr eine Ablösung.
Cuxhaven lieĂ sich dieses Mal bei Tageslicht schon vom Meer aus begutachten. In Sicht kam auch der Campingplatz auf der Betonplatte, ĂŒber den wir unlĂ€ngst eine Dokumentation im Fernsehen gesehen hatten. Ich bedauerte die Leute dort. Sicher, war der Blick auf die Schiffe schön und interessant. Doch um wie vieles besser war es, sich auf einem solchen zu befinden und diese Tristesse weit hinter sich zurĂŒcklassen zu können?!
Unter Vollzeug rauschten wir schlieĂlich in den Amerikahafen. Christian wollte dort noch schnell unsere WasservorrĂ€te nachfĂŒllen, bevor es noch ein StĂŒckchen weiter elbaufwĂ€rts gehen sollte. Was man nicht alles tat der Tide und des richtigen Windes wegen. Also schnell die Leinen los und weiter.
Eine ganze Reihe Segelboote genoss so wie wir die guten Bedingungen an diesem Abend. Mit vier Beaufort griff der Wind in unsere Genua und trieb uns flott voran. Immer wieder mal mussten wir dem einen oder anderen etwas ausguckschwachen Mitsegler und motorisierenden KapitĂ€n ausweichen. Manche schienen es da ganz wie die Autofahrer zu halten: Vorne ist da, wo ich bin, und wo ich bin, herrscht Vorfahrt. Nun ja…
Unsere Route fĂŒhrte uns an diesem Tag noch bis nach Rhinplatte bei GlĂŒckstadt, wo wir ankern wollten. Knapp hundert Seemeilen hatten wir bis dahin achteraus gelassen, unser bis dahin lĂ€ngster Schlag.

Rhinplatte erreichten wir bei Sonnenuntergang. Dasselbe goldene Licht, das uns am Morgen auf Spiekeroog verabschiedet hatte, nahm uns hier nun wieder in Empfang. Neben uns ankerte noch ein Plattbodenschiff, was in ErgĂ€nzung zum Sonnenuntergang, dem Naturschutzgebiet vor und hinter uns sowie unter gewissenhaftem Ignorieren des AKWs im Norden erneut ein herrliches Postkartenmotiv ergab. Aufmerksam verfolgte ich dieses Mal das Ankermanöver, wĂ€hrend unterdecks bereits die andere HĂ€lfte der Crew mit den Vorbereitungen fĂŒrs Abendessen befasst war. Der Kuckuck rief ĂŒber das Wasser, ansonsten war es still.
Nach dem Essen schauten wir an Deck noch einmal nach dem Rechten und nach den Sternen darĂŒber. Zu hell war es hier, als dass man die MilchstraĂe hĂ€tte sehen können, trotzdem war das Meer der fernen Lichter beeindruckend schön. Jedes einzelne von ihnen eine ferne Sonne mit eigenen Welten. Astronomie war ein Fachgebiet, bei welchem man noch zu Lebzeiten quasi echte QuantensprĂŒnge in den Erkenntnissen miterleben konnte. Als Teenager hatte ich angefangen, mich fĂŒr dieses ferne Lichtermeer zu interessieren â sicherlich auch motiviert durch das Dachfenster meines Kinderzimmers. Damals wusste man nicht, was Quasare sind und hatte mitnichten Belege fĂŒr ferne Planetensysteme gefĂŒhrt. Man hatte sich noch in der Ignoranz der einzig belegten Existenz sonnen können. All das war nun mittlerweile erforscht worden ebenso wie die Landung einer Raumsonde auf dem Nukleus eines Kometen, die im nahen Vorbei- bzw. im Anflug aufgenommenen Bilder von Jupiter und spĂ€ter von Pluto, den Verlust desselbigen als Planeten bedingt durch die Erkenntnis, dass noch so viele andere Objekte seiner GröĂe im anschlieĂenden KuipergĂŒrtel um die Erde ihre Bahnen zogen und so vieles mehr. Alles in diesen wenigen Jahren â wie viel mochte noch vor uns liegen, das wir noch lange nicht erforscht, geschweige denn begriffen hatten?
Ein letzter Blick, dann hieĂ es ab in die Kojen, denn hier unten beherrschte weiterhin die profane Tide unseren Lebensrhythmus.
Tag 6: Rhinplatte â Wedel â Finkenwerder
Der letzte Tag brach so vielversprechend an, wie der letzte geendet hatte. Die Sonne schob sich ĂŒber den Horizont und wir uns zurĂŒck ins Elbfahrwasser. Immer noch wehte uns der Wind mit mĂ€Ăiger Kraft aus Ost entgegen, immer noch hieĂ es also kreuzen. Von Buhne zu Buhne, das Lot fest im Blick ging es stromaufwĂ€rts. Wir wechselten uns am Ruder ab, und man stellte allgemein erleichtert fest, dass die AusreiĂer am Schiff lagen und nicht am RudergĂ€nger. Es fuhr auf dem Steuerbordbug einfach weniger ruhig, als auf dem Backbordbug. Gewitzelt wurde natĂŒrlich trotzdem ĂŒber die gefahrenen Schlangenlinien. Na ja, vielleicht hatten sie auch einfach recht. Etwas zu viel Steuer gegeben und schon schlingerten wir, abfangen und Wende und ganz easy auf Backbord zur anderen Seite und Wende und im selben Slalomlauf zurĂŒck. Aber war das hier nicht auch ein Ausbildungstörn? Sylke zeigte uns spĂ€ter, wie es richtig geht, als sie in kleinen und kleinsten SchlĂ€gen zwischen dicken Pötten und dem MĂŒhlenberger Loch mit uns kreuzte. Schon klar, warum Christian sie fĂŒr die Regatta ans Ruder gestellt hatte.

Ich wurde derweilen ganz wehmĂŒtig, blickte zurĂŒck auf den Fluss und die vergangenen herrlichen Tage. Nun, da der Strom langsam an Breite verlor, wurde auch das Leben fĂŒr uns wieder stromlinienförmiger. Noch einmal ausschlafen, dann wieder BĂŒro, wieder Alltag wie immer. Wieder ein Montag bis Freitag, ein Wochentags- und Wochenendsleben mit Regeln und mehr oder weniger klaren Zielen, die das Denken bestimmen und beschrĂ€nken. BĂŒromenschendasein, wenn alles in einem nach dem Da-DrauĂen schreit, und man es doch nur hinter der Glasscheibe des eigenen Daseins erleben konnte. Wie schön war es dagegen auf diesem Schiff! VerhieĂ es uns doch, mit uns zu ganz neuen Welten zu segeln â auch wenn diese letztlich klein und beschaulich mitten im Schlick lagen. Aber immerhin, hatten wir nicht alle noch ein bisschen Sand in den Schuhen von Spiekeroog?
Nicola MöĂner