In Loch Aline brauchten wir zum ersten Mal PfundmĂŒnzen fĂŒr die Duschen. Oder jedenfalls dachten wir das oder zumindest ich. Wie ich spĂ€ter herausfand, hatten die Jungs einfach ausprobiert, ob warmes Wasser kam und, ja, kam. Ich dagegen hatte artig den Automaten gefĂŒttert. Manchmal fĂŒhlte ich mich schon sehr deutschâŠ

In dieser heimeligen Marina wurde uns auch zum ersten Mal klar, dass wir es in der schottischen Abgeschiedenheit tatsĂ€chlich mit der hiesigen Nordsee-Woche zu tun hatten. Jedenfalls wurde hier die Idee geboren, zunĂ€chst keinen Abstecher nach Tobermory zu machen. Auf unserem Plotter sahen wir schon jetzt etliche AIS-Signale dort und das waren immerhin nur die, die ĂŒberhaupt ein Signal sendeten.

Alternativ wĂŒrden wir von hier also einfach direkt weiter bis Mallaig segeln. Vorbei an Ardnamurchan Point, wo wir beim letzten Mal hatten umdrehen mĂŒssen. Alexander und ich waren gleichermaĂen elektrisiert von dem Gedanken, den berĂŒhmten Leuchtturm auf der Felsspitze zu runden und noch weiter nach Norden zu fahren.
Schon beim letzten Mal hatten wir gelesen, dass es Brauch war, ein StrĂ€uslein Heidekraut an den Bug des Schiffes zu binden, wenn man diesen westlichsten Punkt des schottischen Festlandes hinter sich gelassen hatte. Alexander setzte das im Hafen von Mallaig dann auch umgehend in die Tat um, was uns ein unglĂ€ubiges Staunen unseres Mitseglers einbrachte. âSeid ihr auf Hochzeitsreise?â Wir mussten lachen. Nein, nur so was Ăhnliches.
Als wir dann von Loch Aline kommend den Sound of Mull hochkreuzten und an der Bucht von Tobermory vorbeikamen, war klar, dass wir hier tatsĂ€chlich keinen Stich gemacht hĂ€tten. Schon auf dem Weg dorthin kam uns das erste Regattafeld entgegen. TatsĂ€chlich wĂŒrden wir noch den ganzen restlichen Törn mit diesem Segler-Event zu kalkulieren haben.

Wir steuerten aus dem Sund hinaus, Richtung Ardnamurchan. Wie schön sich der Leuchtturm auf seiner Klippe prĂ€sentierte. Allein wir kamen den Felsen immer nĂ€her, der Wind wurde immer schwĂ€cher. Irgendwann hatte ich genug. Vor einer FelskĂŒste ohne Wind zu dĂŒmpeln, war wenig unterhaltsam. Wir warfen die Maschine an, um wieder etwas mehr Abstand zwischen uns und die Gischt an der SteilkĂŒste zu bringen. Das war schon besser.
Und nur wenig spĂ€ter wurde es wortwörtlich super: Nachdem wir nĂ€mlich wieder unter Segeln unterwegs waren, erhielten wir Besuch von weiteren âLocalsâ. Erst waren sie noch weit entfernt. Es war RĂŒdiger, der unsere Aufmerksamkeit darauf lenkte. Er erzĂ€hlte von den Delphinen, die er bei der ersten Tour Richtung Mallaig hier gesehen hatte. Er zeigte in die Ferne. Ob wir nicht gesehen hĂ€tten, wie dort hinten gerade einige aus dem Wasser gesprungen seien? Hatten wir nicht, waren aber sofort völlig gebannt von der bloĂen Möglichkeit, Delphine zu sehen â wie cool war das denn?! Davon hatte ich bisher immer bloĂ gelesen. Dass uns die hier oben auch begegnen könnten, darĂŒber hatte ich gar nicht nachgedacht.
Ein wenig gehofft hatte ich auf die lustigen KĂ€uze mit ihren bunten SchnĂ€beln, wie sie auf allerlei Souvenirs in den GeschĂ€ften von Tobermory prangten: Papageientaucher. Sie sahen wir tatsĂ€chlich nicht, dafĂŒr aber Delphine! Und das nicht bloĂ schemenhaft in der Ferne. Nein, denn plötzlich schwamm eine ganze Schule sozusagen lehrbuchgemÀà in unserer Bugwelle. Sie tauchten unter dem Boot durch, sprangen aus dem Wasser, jagten sich, jagten das Boot â kurz, sie schienen einen MordsspaĂ zu haben und wir ebenso. Wir konnten uns nicht sattsehen an den lustigen Gesellen.

Auch RĂŒdiger war aus der Navi-Ecke an Deck gekommen. Wechselseitig zeigten wir uns, wo als nĂ€chstes das Schauspiel zu beobachten sei. âDort!â âNein, da!â Vergeblich versuchte ich, mit meiner Kamera ein Bild von ihnen einzufangen. Aber sie waren einfach viel zu flink, fĂŒnfzig Mal und öfter drĂŒckte ich wohl den Auslöser. Ganze drei Mal erwischte ich eine RĂŒckenflosse oder Teile davon. Aber seiâs drum, ich war hin und weg von dem Spektakel.
Wer hĂ€tte das gedacht? Delphine hier â Delphine an unserem Boot! Wie unglaublich â wie sagenhaft â wie umwerfend â wie ⊠âOh, hey, wo wollt ihr denn plötzlich hin?â tatsĂ€chlich schwammen sie auf halbem Weg nach Mallaig hinĂŒber zu einem anderen Segelboot, das uns entgegenkam. Sie wĂŒrden auch ihn ein gutes StĂŒck des Wegs begleiten. Ein wenig neidisch schielte ich dem anderen Boot und seinen neuen Freunden hinter her. Dann schaute ich wieder nach vorn. Wer wusste schon, was noch kommen wĂŒrde?