Am nĂ€chsten Tag hatten wir dann bei unserem Schlag nach Loch Aline Begegnungen mit einigen ‚Locals‘: bei der Ausfahrt aus Loch Spelve beobachten wir einen Steinadler, der anmutig ĂŒber den Klippen kreiste. Vor Loch Aline begrĂŒĂŸten uns wenig spĂ€ter zwei Schweinswale.

Wir trafen frĂŒh dort ein, sodass noch viel Zeit fĂŒr einen langen Spaziergang entlang des Lochs landeinwĂ€rts war. Nur zu gerne gaben Alexander und ich uns hier der von RĂŒdiger so definierten Landstreicherei hin. Eigentlich wollten wir das Loch einmal komplett runden, immerhin wartete auf der anderen Seite eine der vielen Burgruinen Schottlands auf genauere Erkundung. Doch schafften wir es nicht ganz, den Plan umzusetzen. Denn neben den SehenswĂŒrdigkeiten warteten auch schottisches Wetter und heimische Fauna auf die Touristen. Der Himmel zog sich mehr und mehr zu. Ein Wolkenbruch schien unmittelbar bevorzustehen. Wir suchten das Weite.

Beschleunigt wurde unser Schritt auch durch diverse Flugsauger an diesem Teil des Ufers – blutdĂŒrstige Bremsen, die offenbar schon lange keine Touristen mehr hatten kosten dĂŒrfen. Dann doch lieber etwas langsamer durch das WaldstĂŒck auf der anderen Seite.

Vergessen sei an dieser Stelle aber nicht ein besonderer Einheimischer, der am Wegesrand ausharrte und den wir in seiner Unbeweglichkeit ganz genau in Augenschein nehmen durften. Lebte es noch? Oder war es schon von uns gegangen? Aber nein, der kleine SpringmĂ€userich mit den riesigen Knopfaugen weilte durchaus noch unter uns und auf dieser Welt. Den Grashalm, den es zum Tee wohl hatte geben sollen, hielt er immer noch fest in seinen Pfötchen – hatte aber alles andere vor lauter Schreck – deutsche Touristen, oh dear! – in den Stasis-Modus geschoben. Die Fotodokumentation gelang daher auch dem Laien relativ problemlos.

Auf einigen Felsen, die zwischenzeitlich trockengefallen waren, rĂ€kelten sich Robben. Allein der lang ersehnte Fischotter, der hier ebenfalls zu Hause sein sollte, ließ sich auch dieses Mal nicht blicken.

ZurĂŒck an Bord erzĂ€hlte uns RĂŒdiger freudestrahlend von seinen Abenteuern. Entgegen aller guten VorsĂ€tze hatte auch ihn der Bewegungsdrang von Bord getrieben. Freilich in die andere Richtung, vorbei am Quarz-Bergwerk, aus dem immer noch der eisige Atem der Tiefe drang, wie auch er zu berichten wusste und dann hinauf in den kleinen Ort. In einer verlassenen Telefonzelle entdeckte er – man höre und staune – einen deutschsprachigen Taschenbuchroman, welchen er stolz herumzeigte und in den nĂ€chsten Tag durchaus interessiert zu lesen begann – wenn einem die LektĂŒre schon so omenhaft begegnete, konnte man sie ja schlecht ignorieren.