Der Segelschlag zur Isle of Mull dauerte tatsĂ€chlich nicht lange, machte uns aber sofort wieder klar, warum wir diesen Törn gebucht hatten. Mehr als einmal auf diesem Törn wies RĂŒdiger uns auf die Wolkengespinste hin, die in der HĂŒgellandschaft der KĂŒste ringsum hingen. Ein Spiel aus Licht und Schatten, das die Landschaft um uns herum so auĂergewöhnlich machte. Ganz selbstverstĂ€ndlich erwartete man so, das kleine Volk persönlich hinter der nĂ€chsten Ecke anzutreffen. In dieser Hinsicht war Schottland unvergleichlich, so verwunschen wirkten Meer und Inseln hier, dass man sich nicht sattsehen konnte. So dass alles ein wenig wirkte wie nicht ganz von dieser Welt, aber wenn nicht von hier, von wo denn dann? Konnte unsere Welt so unsagbar schön sein, dass man nichts wollte, als bloĂ schauen?
Die Zufahrt zum Loch Spelve war tricky. RĂŒdiger und Alexander versorgten mich mit den nötigen Infos, ich steuerte den angesagten Kurs. Manchmal war Unwissenheit doch ein Segen. So genau interessierten mich die Untiefen auch wieder nicht. Solange der Skipper wusste, wo es lang ging, wĂŒrde ich das Schiff auch dahin steuern.
Im Loch selbst stellten wir dann fest, dass wir mitnichten als einzige die Idee eines wunderbaren Ankerplatzes gehabt hatten. Allerdings war das hier durchaus relativ zu verstehen â zumindest an diesem ersten Abend. So waren die zwei Yachten am avisierten Ankerplatz und die eine noch weiter drinnen, hinter der Fischzucht â auf die man hier alle Nase lang stieĂ â unser einziges âProblemâ und damit nicht wirklich eines. Wir ankerten einfach mittig zwischen diesen âcrowded placesâ. Die Maschine wurde abgestellt und dann war da einfach â nichts. Nur diese wunderbare Landschaft um uns herum und unter Deck fleiĂige HĂ€nde, die am baldigen Abendessen werkelten. Was fĂŒr ein herrlicher erster Abend.

SpĂ€ter begannen wir so richtig mit unserer Törnplanung. Sprich, wir diskutierten die Alternativen. Zu unserer aller Erstaunen hatten wir einen konstanten SĂŒdwind. Gerne wollten wir die WestkĂŒste von Mull sehen. Aber dort gab es nur wenige Möglichkeiten, schlechtem Wetter auszuweichen. In vielen Buchten wĂŒrde Schwell stehen. Marinas gab es keine. So verschoben wir diese Routen-Möglichkeit auf den RĂŒckweg. Vielleicht hatten wir ja dann GlĂŒck mit einem Wetterfenster.
FĂŒrs Erste kamen wir ĂŒberein, dass wir durch den Sound of Mull nach Norden fahren wĂŒrden. Loch Aline hatten wir uns als nĂ€chstes Ziel ausgesucht, und ich war begeistert. Noch vom letzten Mal hatte ich die kleine Marina dort als reizenden Ort in Erinnerung, drumherum die sagenhafte Landschaft und die Ruhe, die man dort finden konnte.
Lustigerweise wurde unser Törnplan in dieser Abgeschiedenheit dann tatsĂ€chlich vor allem durch den Trubel der âWest Highland Yachting Weekâ bestimmt. Mehr als einmal ĂŒberlegten wir uns in den folgenden Tagen Alternativen zum ursprĂŒnglichen Plan, weil die avisierten Ziele proppenvoll mit Segelbooten jeder Art und GröĂe waren. War das zu glauben? Hier oben am gefĂŒhlten Ende der Welt hatte ich den Eindruck, noch mehr von den AuslĂ€ufern einer Art lokalen Nordsee-Woche betroffen zu sein, als sie uns jĂ€hrlich auf unserem Törn nach Spiekeroog heimsuchte.
Aber an diesem ersten Abend im schottischen Outback genossen wir alle die VorzĂŒge der Abgeschiedenheit eines einsamen Ankerplatzes. SpĂ€t stieg ich noch einmal hoch an Deck. Ăber uns spannte sich der Sternenhimmel. Nur â oh, war das frisch hier oben! Hochsommer in Schottland war nichts fĂŒr Warmduscher. Die Fleecedecken, die Robert auf der âHamburg Expressâ mitgeschickt hatte, nahmen wir jedenfalls gerne als zweite Schicht ĂŒber den Schlafsack in Gebrauch.