RatschlĂ€ge haben wir in dieser Zeit viele erhalten und noch mehr davon selbst eingeholt. Nicht immer passten sie zusammen, auch wenn alle sicher gut gemeint waren. Zwei entpuppten sich als besonders hilfreich. Der erste stammte von Frank aus unserem Segel-Club: ‚Je mehr Leute ihr fragt, desto besser. Dann bleibt nachher auf jeden Fall jemand ĂŒbrig.‘ Das bezog sich auf unsere Suche nach einem Mitsegler fĂŒr den ÜberfĂŒhrungstörn. Mehr HĂ€nde an Bord zu haben, erschien uns sinnvoll. Und vor allem hatten wir beide Sorge vor dem Schleusen am NOK. Durch eine Schleuse war ich bisher erst ein einziges Mal gefahren, gleich nach dem Erwerb des SBF bei einer Motorbootfahrt durch den Hamburger Hafen. Ich erinnere mich gut daran, wie wir auf ein geschlossenes Stahltor zufuhren – von der Hoffnung beseelt, der SchleusenwĂ€rter werde uns rechtzeitig sehen, bevor wir – wie mir schien unvermeidlich – gegen diese Metallwand treiben wĂŒrden.

Schleusen, bei denen man in der Kammer festmachen und auf die Änderung des Wasserstandes warten musste, kannte ich bis dato bloß aus der Theorie. Die Tatsache, dass wir uns das (gefĂŒhlt) enge KĂ€mmerlein auch noch mit der Großschifffahrt wĂŒrden teilen mĂŒssen, machte die Sache nicht gerade einfacher. Hier jemanden dabei zu haben, der das schon mal gemacht hatte, war primĂ€res Ziel unserer Anwerbungskampagne.

Dass unsere Mitsegler den Törn tatsĂ€chlich als Urlaub begriffen, wurde mir dagegen erst klar, als Wolfram – ebenfalls ein guter Bekannter aus unserem Segelclub und im Übrigen auch Miteigner der „Swanen“, der SUN 2000, auf der wir im Sommer im Club segeln gingen – also als Wolfram uns seine Törnplanung erzĂ€hlte und dabei vom Baden in der Ostsee sprach. Ich gebe zu, da war ich baff. Nicht weil es eine abwegige Idee gewesen wĂ€re. Im Gegenteil, unser Törn begann schließlich bei herrlichstem SpĂ€tsommerwetter. Nein, nur weil mir dieser Gedanke so weit weg erschien wie Panama der Tigerente. Bei all der Planung, bei aller Vorbereitung, bei allen Überlegungen und beim Durchdenken möglicher Katastrophen (siehe Kapitel eins), war mein einziger Gedanke immer nur gewesen, heil und zĂŒgig anzukommen. Absichtlich kĂŒrzere Strecken zu fahren, um Wetter, Meer und ĂŒberhaupt das Segeln zu genießen, war mir tatsĂ€chlich einfach nicht in den Sinn gekommen.

Der zweite Rat stammte von Christian – unserem Skipper und Freund zahlloser Törns auf den Eichler-Booten. Er empfahl ein FunkgerĂ€t. Und im Übrigen sollten wir uns keine Sorgen um den NOK machen, dessen Durchfahrt er als ziemlich öde prophezeite – was sich als durchaus zutreffend herausstellte. Was sollte ein Segler ĂŒber eine stunden-, nein, tagelange, erzwungene Motorfahrt auch anderes denken?!

Also Funk, da waren es noch drei Wochen bis zum Törnbeginn, und unsere „Frida“ war – technisch gesehen, das wusste ich wohl – eher nackig. Immerhin hatten wir ein Lot (das war auf den Club-Booten durchaus keine SelbstverstĂ€ndlichkeit) ebenso einen Kompass. Die Logge hatte sich zugesetzt. Der Windgeber stand schon von Anfang an auf der Liste fĂŒr die Winterarbeiten – ebenso wie das noch zu erwerbende und anzuschließende FunkgerĂ€t. Das Kabel im Mast war gekappt, das musste auch erst noch erneut werden. Woher also so schnell nehmen und nicht stehlen?

Alexander behielt bei alldem den kĂŒhleren Kopf. Er beantragte erst einmal eine Funkerlaubnis nebst Rufzeichen fĂŒr unsere „Frida“. Im Online-Zeitalter war zumindest das schnell erledigt. Brauchten wir also nur noch die Hardware. Nur noch?! Schließlich liehen wir uns von einem weiteren Mitsegler aus unserem Club dessen HandfunkgerĂ€t. Und ja, den Funkverkehr auf diese Weise zumindest mithören zu können, war enorm hilfreich am NOK und vor allem an den Schleusen.