Herzlich lachen musste ich, als ich nach unserem Törn die Fotos anschaute, welche die anderen geschickt hatten. Neben vielen wunderbaren Erinnerungen zeigte eines auch insbesondere – nichts. Noch nie war mir ein Foto untergekommen, das den Nebel über dem Fluss so schön erscheinen ließ wie dieses. Nicht als illuminiertes Wolkenband über dem Wasser wie sonst so oft, sondern direkt aus dessen Mitte heraus: ein graues Nichts in alle Richtungen. Folker hatte für uns den Nebel fotografiert, in dessen Essenz sozusagen, als Unmöglichmachung der Sicht, als graues Tropfenband, das sich über alles und jeden legte, uns die Sinne raubte, wie ein Wattebausch die Ohren zu verstopfen pflegte.
Nur zu gut konnte ich mich an den zugehörigen Morgen erinnern. Abends hatten wir noch bei einem herrlich klaren Sonnenuntergang bei Pagensand geankert. Die Elbinsel empfing uns mit ihrer ganzen unverkennbaren Schönheit im Abendrot und schickte vorsichtig einen Seeadler als Späher in unsere Richtung aus. Beruhigt feststellend, dass wir mit unserem Boot dort bleiben würden, wo wir unseren Anker in den Elbschlick hatten fallen lassen, zog er mit seinen mächtigen Schwingen ein paar Kreise und war schon wieder verschwunden, bevor wir unser Glück, ihn überhaupt entdeckt zu haben, fassen konnten.
Sternenklar wurde es in dieser Nacht, und das Ankerbier im Cockpit ließ uns schon ein wenig frösteln. Keiner von uns erwartet für den nächsten Tag dieses wattierte Nichts, das uns dann am Morgen empfing. In alle Richtung nichts – nicht einmal die Insel war mehr zu sehen, die doch in nur kurzer Entfernung zu uns lag. Und auch das Zollboot, das unser AIS als weiteren Ankerlieger dieser Nacht dort auswies, löste sich erst viele Stunden später mit der kräftiger werdenden Sonne aus seinem Wattebett.
Sicher, Nebel war nicht gerade eine Seltenheit auf diesem Fluss. Oft zog er in die Stadt hinein und erst als ich mehrere Jahre an Orten gelebt hatte, die keinen Wasserlauf ihr eigenen nennen konnten, stellte ich fest, dass man dieses Naturphänomen tatsächlich auch vermissen konnte. In dieser Hinsicht unvergesslich auch eine meiner ersten Autofahrten in Dithmarschen: der Nebel lag dort so dicht über der Straße, dass man sich mehr vortastete als fuhr. Zu Fuß wäre ich damals wahrscheinlich schneller gewesen. Mindestens ebenso wie den Nebel würde ich später auch den Wind vermissen. In meiner Kindheit heulte er oft um und an einigen Stellen leider auch durch unser Haus. Später, als er dann an anderen Orten fern der Küste völlig ausblieb, war es mir manchmal, als hätten sie mir die Luft zum Atmen genommen…

Wetter war ein wichtiges Thema für uns auf diesem Ausbildungstörn. Artig prüften wir den Himmel über uns und riefen die Wolken bei ihren Namen. Nach und nach ordnete sich das überirdische Geschehen für uns in diesen Tagen wie ein zuvor unbekanntes Experiment auf einem Labortisch und wurde lesbar – ähnlich wie die Analyse- und Prognosekarten, die wir morgens zum Frühstück studierten.