Auch ich warf MĂŒnzen in die Brunnen Roms. Man sagt, man kehre dann in diese Stadt zurĂŒck. Wer darf wohl ihre Brunnen ernten?
Zur Einstimmung auf unsere Reise schauten wir Fellinis âRomaâ auf DVD. Die tatsĂ€chliche Ăhnlichkeit ging mir erst viel spĂ€ter auf â vor allem der Einstieg: diese sagenhaft laute RingstraĂe. Nein, an Krach hatte ich sicher nicht gedacht, als ich in meinem langen Wintermantel mitten im Februar nach Rom reiste. Ich hatte aber auch nicht an das Licht gedacht oder an die in ihre Zeitzonen geschachtelte Stadt, in der man problemlos â nein, ach nein, sicher nicht einfach von einem Fastfood-Laden aus, aber vielleicht von einem groĂen Modekaufhaus kommend, mit dem auch hier schon allgegenwĂ€rtigen Handy in der Hand auf die Ruinen eines antiken Kaiserreichs, auf das âForum Romanumâ, blicken konnte. Auf zerbrochene GeschĂ€fte und aus letzten Steinquadern bestehende Torbögen, deren andere Steine man fortgetragen hatte, um Neues aus ihnen aufzubauen. So war der Geist der Stadt ĂŒber all ihre Quartiere gleichermaĂen verteilt worden wie jenes Licht, das seinen seidigen Glanz auch durch die finstersten Gassen schickte. In einer Stadt, in der man, âCloaca Maximaâ hin und her, in den Seen der Rinnsteine zu versinken drohte, die stetig gespeist wurden von endlos sich in die StraĂen ergieĂenden Dachrinnen. Die Römerin von Welt trĂ€gt Gummistiefel, das lernten wir bald â eigentlich unmittelbar direkt nach unserer Ankunft, als ich sprachlos vor Staunen all die GebĂ€ude bewunderte, wĂ€hrend meine FĂŒĂe grĂŒndlich durchweichten. Am ersten Abend in Rom föhnten wir unsere SchuheâŠ
Seit wir in Rom zu Besuch waren, witzeln wir gerne ĂŒber deutsche Springbrunnen. Hat man einmal die dortigen Wasserkunstwerke zu Gesicht bekommen, erinnern einen die deutschen Versuche beinahe notwendig alle an das âManneken Pissâ – ein feines Rinnsal, das schnell im Nichts verschwindet. Rom dagegen wartet mit âFontana di Treviâ auf, vor dessen kĂŒnstlichen Kaskaden schon deutsche Schauspielerinnen zu blonden Wassernixen wurden. Oder der Brunnen von Bernini am FuĂe der Spanischen Treppe, âFontana della Barcacciaâ. Oder âFontana Quattro Fiumiâ auf der Piazza Navona, in welchem die Flussgötter ihr Regiment fĂŒhren, wĂ€hrend um sie herum die Jugend jedes Alters das zarte Abendlicht genieĂt.
Wasser findet man ĂŒberall in dieser Stadt â nicht bloĂ in Form ĂŒberquellender PfĂŒtzen auf dem Pflaster im Regen. Es sprudelt aus unzĂ€hligen HĂ€hnen, die im Hochsommer erquickende AbkĂŒhlung verheiĂen wĂŒrden, uns im Februar aber eher nach einem (leider nicht vorhandenen) Abstellhahn suchen lieĂen.
Eine andere Erbaulichkeit, die dort in den verschiedensten GĂ€rten sproĂ, waren die OrangenbĂ€ume, welche voller reifer FrĂŒchte hingen. Was fĂŒr ein Anblick fĂŒr den winterlich gestimmten NordeuropĂ€er! Im Nachhinein lassen sie mich an jenes verwegene Projekt Bernard Moitessiers denken, der den BĂŒrgermeistern Frankreichs riet, ObstbĂ€ume â wobei er vor allem die schmackhaften Mangos im Auge hatte â auf öffentlichen PlĂ€tzen zu pflanzen, damit auch jene zu Essen hĂ€tten, denen das Leben weniger gut mitgespielt hatte (sein Brief ist abgedruckt in: Lerebours, VĂ©ronique (2007): Begegnungen mit Bernard Moitessier. Bielefeld, S. 151). Wie schade, dass seine Idee vor so langer Zeit verlorengegangen zu sein scheint⊠Schneidet man bei uns die BĂ€ume â egal, welcher Couleur sie sein mögen â doch nur noch nieder. HĂ€tte ich ein StĂŒckchen Land, ich pflanzte BĂ€ume, in deren Schatten man die heiĂen Sommertage und unter deren BlĂ€tterdach man die kĂŒhlen RegennĂ€chte verbringen könnte. Könnte man dabei in ihre Krone greifen, eine saftige Mango zu pflĂŒcken, welchen Reichtum wĂ€re das nicht wert?!