Im Hafen von Norderney erwartete uns dann gleich das nĂ€chste Aha-Erlebnis. Von Helgoland waren wir schon so einiges gewöhnt, sammelte sich dort im Sommer doch stets aufs Neue ein buntes Völkchen, aber dass wir dies hier in Ostfriesland auch antreffen wĂŒrden, damit hatten wir doch nicht gerechnet. Vielleicht waren wir auch ein wenig zu naiv an die Sache herangegangen. Doch was sollte man schon von einem Hafen erwarten, ĂŒber den die einzige berichtenswerte Eigenschaft im TörnfĂŒhrer lautete, er besitze die schönsten SanitĂ€ranlagen der gesamten Inselkette? – Im Ăbrigen hielten wir spĂ€ter selbst diese âLobeshymneâ fĂŒr ĂŒbertrieben, ĂŒbertraf Wangerooge Noderney in diesem Punkt doch um ein VielfachesâŠ
Jedenfalls fanden wir uns hier nun tatsĂ€chlich wie an der Riviera zwischen allen möglichen ĂŒbergroĂen, ĂŒberteuerten, wenig ansprechenden Motoryachten wieder. Wir erwarteten, deren Besitzer im nĂ€chsten Moment schon im Smoking oder im kleinen Schwarzen an uns vorbeiflanieren zu sehen. TatsĂ€chlich stand am nĂ€chsten Morgen einer von ihnen vor unserem Boot. Unverkennbar von einem interessanten Lebensstil gekennzeichnet, verkĂŒndete er Eva, Silke und mir, was fĂŒr einen wunderbaren Anblick wir lieferten. âAhaâ, war, glaube ich, alles, was uns dazu einfiel.
Unsere âHelgoland Expressâ hatten wir mittlerweile rĂŒckwĂ€rts an den Steg gebracht. Der Bug hing an zwei kunstvoll von Robert und Alexander verlĂ€ngerten Festmacherleinen zwischen zwei Dalben gut vertĂ€ut. Links und rechts von uns schaukelte das Vermögen und an Land warteten auf uns die schönsten Klos der ganzen Reise, was konnte da noch schiefgehen?
Was soll ich sagen? Inmitten unseres Inselidylls hatten wir auf Norderney die Partymeile Frieslands gefunden. Der kurze Ausflug in den Ort machte es mir schwer zu glauben, dass ich Norderney noch vor Kurzem fĂŒr eine schöne friesische Insel gehalten hatte. Nein, war sie sicher auch â nur eben gerade nicht hier, nicht so. Es passte einfach so gar nicht zu den anderen EindrĂŒcken unserer Reise, mochte dem Partyvolk in den zahllosen Kneipen, Bars und Restaurants aber gerade recht kommen. So stolperten wir eher durch die StraĂen, als dass wir spaziert wĂ€ren und atmeten erst wieder auf, als wir den Strand erreicht hatten. Versöhnt bestaunten wir dort wie alle anderen den Sonnenuntergang ĂŒber dem Meer, von dem wir doch gerade eben erst gekommen waren.
Auf dem RĂŒckweg zu unserem Schiff fiel uns zum GlĂŒck noch die alte MĂŒhle wieder ein, die wir als eine schöne Besonderheit nun auch den anderen zeigen konnten. Die MĂŒhle beheimatete immer noch die hĂŒbsche Teestube mit ihren malerischen Delfter Fliesen, die Alexander und ich all die Jahre zuvor schon bestaunt hatten. Ja, auch Norderney hatte schöne Ecken, man musste nur etwas lĂ€nger nach ihnen suchen als anderswo.