Das Rennen war jetzt gelaufen, nun wollten wir zurĂŒck in den Hafen und versĂ€umte Dinge – z.B. die Dusche vor dem FrĂŒhstĂŒck – nachholen. Unter Segeln machten wir uns auf gen Spiekeroog, nur um wenig spĂ€ter – festzusitzen. Wir steckten im Schlick, mitten im Fahrwasser. Waren wir so spĂ€t dran? Warum war es denn hier nun plötzlich so flach? Andere Boote, die von hinten aufkamen, beĂ€ugten uns interessiert. Einige lachten. Der Skipper eines Bootes rief uns zu: ‚Wie viel Tiefgang?‘ ‚1,70.‘ Und er drehte ab – gut, wenn man eine zuverlĂ€ssige Infoquelle vor Ort hatte. Uns half das freilich nichts. Wir holten die Segel runter und schalteten die Maschine ein. Nach einigem Hin und Her holte letztere uns dann dankenswerterweise doch noch aus unserer misslichen Lage heraus. So ganz mittig im Fahrwasser war es ja schon blöd fĂŒr die nĂ€chsten sechs Stunden festzustecken


Da wir nun sowieso auf mehr Wasser unter dem Kiel wĂŒrden warten mĂŒssen, suchten wir uns ein schönes PlĂ€tzchen zum freiwilligen Ankern fĂŒr die nĂ€chsten Stunden. Dieses fanden wir etwas weiter westlich, von wo aus wir auch die Sandbank im Blick hatten, auf der traditionellerweise fĂŒr die kleineren Kats der Post-Regatta-Bierkasten deponiert wurde. So saßen wir im Cockpit bei Kaffee, Kuchen und anderen Leckereien, wĂ€hrend wir das Schauspiel der ‚Bier-Ernte‘ verfolgten. Dass es schließlich auch fĂŒr uns wieder Zeit zum Aufbruch wurde, machten wir daran fest, dass Kat um Kat die Sandbank verließ, bis letztlich vor uns nur wieder das Blau der Nordsee zu sehen war.

Regatta Spierkeroog 2022
Regatta Spierkeroog 2022

Es herrschte ein wenig Anspannung, als wir den zweiten Ansteuerungsversuch auf den Spiekerooger Hafen unternahmen. Doch, nanu, wo wir eben noch im Schlick gesteckt hatten, vermeldete das Echolot eine vernĂŒnftige Tiefe, die auch bei Niedrigwasser fĂŒr uns passierbar hĂ€tte sein sollen. So schnell trieben die SĂ€nde hier nun doch auch nicht
 Oder war es vorhin doch noch etwas weiter an backbord gewesen? Ausprobieren wollten wir es logischerweise lieber nicht.

Im Hafen herrschte Hochstimmung nach der Regatta – kein Wunder bei dem herrlichen Wetter. Was waren denn unsere PlĂ€ne fĂŒr den weiteren Tag? Um 17 Uhr sollte die Preisverleihung im Hafen stattfinden. Das Zelt war schon aufgebaut ebenso der Grill. Alexander und ich beschlossen, dass die verbleibende Stunde fĂŒr eine Wanderung zum Strand zu dienen hatte. Was war das fĂŒr ein Urlaub am Meer, zu dem man noch nicht einmal die FĂŒĂŸe ins Salzwasser gestreckt hatte?!

SpĂ€ter trafen wir uns dann alle am Festzelt wieder – leider nun auch mit Wasser von oben. Gut, dass man als Segler sein Ölzeug nie weit weg gepackt hat. Wir witzelten ĂŒber die sich nun von selbst nachfĂŒllenden Bierbecher in unseren HĂ€nden und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Unter aufbrandendem Applaus war kurz zuvor die lokale Insel-Legende Jonny Glut als Abendprogramm angekĂŒndigt worden, der nachts zuvor im Laramie schon so schmerzlich vermisst worden war. Wir gaben ihm eine zweite Chance – und noch eine – und noch eine – und noch ein bisschen, aber irgendwann war auch uns der Regen dann zu nass. Am nĂ€chsten Morgen mussten wir wieder frĂŒh hoch – die Tide – da war ja noch die Sache mit dem Schlick in der Hafeneinfahrt
 Also dieses Mal kein Jonny Glut. Hoffnungsfroh lauschten wir spĂ€ter noch vom Cockpit aus, aber es lief weiterhin nur die Musik vom Band. Also noch ein Grund, der Insel im nĂ€chsten Jahr erneut einen Besuch abzustatten.