âMöchte noch mal jemand anderes ansâŠ?â Meine Hand schoss in die Höhe. Robert grinste. âSo schnell konnte ich ja gar nicht fragen.â Ich löste ihn am Ruder ab und war froh. Tags zuvor hatte ich den Skipper of the day gegeben und als solcher, hatte ich gemeint, waren meine Aufgaben, Navigation und den Ăberblick zu behalten, aber eben nicht selbst Ruder zu gehen. Jetzt wollte ich unbedingt nachholen, was ich in meinen Augen versĂ€umt hatte.
Wir segelten mit achterlichem Wind nur unter Vorsegel durch das Spiekerooger Wattfahrwasser. Unsere Route hatte uns an der Seehundbank am östlichen Ende der Insel vorbeigefĂŒhrt. Alle Köpfe schauten nach den possierlichen Tieren im Wasser und auf dem Sand. Die wiederum musterten genau die possierlichen Tierchen auf dem Boot.
Dann war es durch das Wattfahrwasser gegangen. 1,90 lasen wir beim Wattenhoch die Wassertiefe ab. Scheinbar war der Sand auch hier zwischenzeitlich weitergewandert. Die flachste Stelle kam erst nach der durch die Doppelpricken bezeichneten Stelle. Das Lot fiel noch einmal auf 1,70 Meter.
Am Beginn des Fahrwassers zum Spiekerooger Hafen kam dann besagter Wechsel des RudergĂ€ngers. Unser Tempo war recht gemĂ€chlich. âSiehst Du die Tonne? Das ist unsere Ansteuerung fĂŒr den Hafen.â Ich sah sie wohl. Kein Problem â soweit jedenfalls. Und dann doch wieder. Verflixter Prickenwald! Schon das zweite Mal in diesem Jahr, dass ich völlig den Ăber- und Durchblick verlor. âWas machst Du denn, MĂ€del?!â Schuldbewusst und kleinlaut war ich, als Christian mal wieder eingreifen musste, damit wir nicht im Schlick landeten. Gut, ein paar von den Besen hatten ihren Reisig lĂ€ngst eingebĂŒĂt â andere sogar mehr als das. Trotzdem â ich hĂ€tte es mich schlicht vorher noch einmal auf der Karte unten anschauen sollen, dann wĂ€re ich vielleicht nicht so verwirrt gewesen. VielleichtâŠ
Der Hafen selbst war dieses Mal komfortabel leer. Wir konnten uns aussuchen, wohin wir wollten und fuhren bis zum hinteren Quersteg durch, wo wir festmachten. Etwas spĂ€ter an diesem Tag hatte Richard â unser Ostsee-Segler â sein erstes Aha-Erlebnis auf diesem Törn. Mit dem Smartphone in der Hand hechtete er an Deck, um dokumentarisch festzuhalten, wie die âHelgoland Expressâ langsam aber sicher in den Schlick einsank. FĂŒr ihn war es das erste Mal, dass er mit einer Kielyacht trockenfiel. Wir grinsten.