Kurze Zeit spĂ€ter begann dann das âUnternehmen Juistâ. Das hatten wir dieses Mal quasi generalstabsmĂ€Ăig vorbereitet, oder zumindest Christian hatte das getan. Unzweideutig war seine Absicht, auch diese Ostfriesische Insel in diesem Jahr zu erreichen, uns allen klargeworden, als am ersten Tag des Törns ein aufpumpbares Dingi im Salon auftauchte und verstaut werden wollte. Dieses Mal wĂŒrde es ernst werden, witzelten wir.
In der Tat hatten wir uns noch auf Spiekeroog lĂ€ngere Zeit zusammen die Köpfe zerbrochen, wie wir âFrieslands schönste Sandbankâ wohl wĂŒrden erreichen können. Der RevierfĂŒhrer verhieĂ nichts Gutes: âJuist hat einen recht groĂen, gut ausgebauten Yachthafen, der aber wie der ganze Hafen trockenfĂ€llt. [âŠ] Boote mit bis zu 1,6m Tiefgang kommen in den Yachthafen. GröĂere und tiefergehende [also wir] sollten an die Westkaje […]â, (Werner 2016, 158). An die Westkaje â Spundwand und so, na superâŠ
AuĂerdem war aus Karten und Literatur nicht recht ersichtlich, ob wir nach dem Memmert-Wattfahrwasser auch noch durchs Juister Wattfahrwasser passen wĂŒrden. Sollten wir also vom Ankerplatz am östlichen Ende aus mit dem Dingi an Land und dann zu FuĂ Richtung Dorf? âJuist fĂ€llt in vielem aus dem Rahmen: sehr lang, sehr schmal, mit 17 km die lĂ€ngste aller Ostfriesischen Inseln und mit ihren 500 m auch die schmalsteâ, (ebd., 156). Die lĂ€ngste der Ostfriesischen Inseln â die Begeisterung der Crew fĂŒr das Ausbooten war endlich, aber der Wunsch, die Insel zu sehen, ungebrochen. Wahrscheinlich ist das eine der Sachen, die das Segeln und den Landfall ausmachen: die Neugier auf das, was man erreichen könnte. Man musste es doch also wenigstens versuchen!
â[Das Juister Wattfahrwasser] ist mit knapp 3 sm nicht sehr lang, doch ziemlich eng. Deshalb sollte man nicht einlaufen, wenn eine FĂ€hre im Anmarsch ist. Die Wassertiefen sind unsicherâ, (ebd., 159). Diese Information des RevierfĂŒhrers bescherte uns einen unterhaltsamen Funkverkehr mit besagter Berufsschifffahrt vor der Insel. Christian hatte die FĂ€hre gerufen, um sich nach der Wassertiefe und dem Fahrplan zu erkundigen â weniger wegen des Wanns (diese Beschickung fĂŒr Tourismus hatten wir in unserer Kursberechnung schon vorgesehen), sondern wegen des Wie-Genaus, also wie die FĂ€hren ihren Kurs auf den Hafen absetzten â hatten wir doch beobachtet, dass sie um einiges frĂŒher aus dem Prickenweg ausscherten, als wir es uns auch nur zu trĂ€umen gewagt hĂ€tten. Am Ende des GesprĂ€chs kam vom KapitĂ€n der âFriesia IIâ dann: âJa, das Wasser lĂ€uft ja noch auf. Wir schauen mal, ob wir euch nachher im Hafen sehen.â
Und sie schauten tatsĂ€chlich nach uns. Der KapitĂ€n winkte uns gar von der BrĂŒcke aus zu, als er in den Juister Hafen zurĂŒckkam. Wir freuten uns sehr darĂŒber. Die Umsichtigkeit der lokalen Berufsschifffahrt gegenĂŒber der Seglercommunity wurde uns auch beim Auslaufen zuteil, doch dazu spĂ€ter mehr.