Weniger schön war der Empfang in Helgolands Hafen selbst. Eher robust. Wir hĂ€tten es wissen mĂŒssen. Eigentlich war die Ausgangslage gut. Nur wenige Boote hatten hier festgemacht. Zwei Zweier-PĂ€ckchen, sonst lag jeweils nur ein Boot direkt am Steg. Wenn man den Hafen einmal wĂ€hrend der Nordseewoche gesehen hatte, waren dies also geradezu paradiesische ZustĂ€nde â allein die LeuteâŠ
Vor uns war eine Yacht eingelaufen, die gerade dabei war, besagtes zweites PĂ€ckchen zu bilden. Wir kreiselten erst einmal, uns einen Ăberblick zu verschaffen. 43 FuĂ wollten gut vertĂ€ut werden. Das gerade angelegte Boot hatte die ideale GröĂe fĂŒr uns und lag auch weit vorn am Steg, sodass alle Wege kurz zu werden versprachen. Aber kaum in der NĂ€he, sprĂŒhte der Eigner Gift: warum man denn nun ausgerechnet bei ihm⊠Es gĂ€be doch genĂŒgend andere PlĂ€tze, da mĂŒsse man doch nicht als drittes Boot kommenâŠ
Schon gut, schon gut, da wollte man auch nicht als drittes Boot kommen! Vielleicht also die Yacht davor? Nein, also wirklich, man mĂŒsse am nĂ€chsten Morgen schon um fĂŒnf wieder weiter.
Warum das Seglervolk ausgerechnet auf dem roten Felsen immer so abweisend sein wollte, werde ich wohl nie verstehen. SchlieĂlich gingen wir an der Ă€uĂeren Kaimauer bei einem Boot ins PĂ€ckchen, wo offenbar gerade niemand zu Hause war. Sie hatten Fender drauĂen. Wir hielten es fĂŒr kein Problem.
Zwischenzeitlich war es Abend geworden, doch fĂŒr eine Runde ĂŒber die Insel vor dem Essen sollte noch Zeit sein oder? Ben und Max brannten darauf, das Eiland zu erkunden. Wir anderen brannten auf das Abendessen, das sich in der sicheren Zubereitung durch unsere beiden Hobbyköche befand. Aber noch bevor unsere beiden Neu-Insulaner auch nur den Weg bis zum Steg geschafft hatten, setzte der erste Regen ein. Er wurde mehr und mehr. Letztendlich blieben wir also alle an Bord, wo es warm, gemĂŒtlich und vor allem trocken war. Dann doch lieber gemeinsam auf das Abendessen freuen, als klatschnass ĂŒber die leere Insel stapfen!
Es sollte den Fisch geben, den Max morgens in Cuxhaven besorgt hatte. Limandes-Filets, die Christian in Auftrag gegeben hatte â etwas spöttisch erklĂ€rend, dass er vermutete, dass der französisch klingende Name mehr Marketing als Substanz war. Mir warâs egal â ich freute mich sowieso auf die vegetarische Extrawurst. Es sollte Risotto mit Pilzen geben und dazu dann besagtes gebratenes Filet. Risotto und Pilze ohne Filet war wunderbar. Und danach wartete ja noch die Mousse au Chocolate, die wir so vorsichtig auf dem richtigen Bug hierher gesegelt hatten, mit den Blaubeeren vom Finkenwerder Wochenmarkt. Die Marktfrau hatte uns extra darauf hingewiesen, dass wir die Beeren bald verbrauchen sollten. Kein Problem, der Plan fĂŒrs Essen war da lĂ€ngst gemacht.
Nur wenig spĂ€ter wurde dann aufgetafelt, und es schmeckte hervorragend â allein das Rahmenprogramm nahm seltsame ZĂŒge an. PĂŒnktlich zum Essen war nĂ€mlich die Crew des Nachbarbootes zurĂŒckgekehrt und nur kurze Zeit spĂ€ter wurde von dort aus dann der gesamte Hafen mit bayrischer Volksmusik beschallt, die zwar irgendwann in den ĂŒblich Popmix umschwenkte, an LautstĂ€rke allerdings an nichts einbĂŒĂte. Und dann platzte Robert der Kragen. Er stand auf und wurde drĂŒben vorstellig. Wir lauschten und witzelten, was wohl genau passieren mochte, nachdem wir zuvor beim Essen die unterschiedlichen Möglichkeiten erwogen hatten. TatsĂ€chlich wurde die Musik leiser, und Robert kam zurĂŒck zum Nachtisch. âIch hatte einfach die besseren Argumenteâ, erklĂ€rte er verschmitzt, und wir lachten. Stille Wasser sind halt tief.
So oder so war seine Mission jedenfalls ein Erfolg, denn die Musik erreichte schlieĂlich normale LautstĂ€rke, und alle konnten ihren Abend friedlich ausklingen lassen. Wir taten es mit dem Rum, der so hervorragend zur Mousse au Chocolate passte und uns recht bald in einen tiefen und sehr zufriedenen Schlaf fallen lieĂ.