Sehr frĂŒh am nĂ€chsten Morgen setzte Bewegung auf unserem Boot ein â alle möglichen Leute hatten noch allerlei Besorgungen zu erledigen. Ben unternahm nun doch noch die tags zuvor ausgefallene Wanderung ĂŒber die Insel. Christian und Robert statteten in aller HerrgottsfrĂŒhe dem SchiffsausrĂŒster einen Besuch ab. Ich hatte die HelgolĂ€nder âArmeeâ-Dusche fĂŒr mich allein.
Die Jungs auf dem Nachbarboot staunten nicht schlecht, als wir dann um neun am Morgen schon wieder die Leinen loswarfen. âDas war ja ein kurzes Intermezzoâ, meinten sie, erwiesen sich aber doch als hilfreiche und freundliche Geister, als sie beim Ablegen mit anfassten. Wir trennten uns im Guten. Ob sie an diesem Abend wieder den Hafen beschallen wĂŒrden, war nun nicht mehr unsere Angelegenheit.
Im Vorhafen wollten wir â wie immer â die Segel setzen. Dort wurde es dieses Mal geradezu ein Ballette. Beteiligt: zwei Katamarane, die zu den Windparkanlagen unterwegs waren, die FĂ€hre, die ebenfalls gerade los wollte, und wir. Als wir die Pirouetten um die Schiffe herum beendet hatten, zogen wir schlieĂlich das GroĂ hoch und verlieĂen den Hafen.
Der Wind kam mit vier bis fĂŒnf StĂ€rken aus West-SĂŒd-West und damit genau richtig fĂŒr unsere Kurs nach Pellworm. Wir baumten die Genua aus und segelten als Schmetterling gen Nordfriesland. An Backbord spann sich ein Regenbogen ĂŒber das Meer. Er kam nicht von ungefĂ€hr. Hinter uns versank Helgoland in sich tĂŒrmenden Wolkenbergen.
Nördlich von uns regnete es. SĂŒdlich von uns herrschte Weltuntergang, wie Svenja spĂ€ter berichten wĂŒrde. Sie skipperte die âHamburg Expressâ, unser Schwesterschiff, und kam an diesem Morgen von Cux hoch. Wir entdeckten sie kreiselnd, nur unter Genua fahrend, in der Zufahrt zur Hever. Offenbar war ihrer Crew der Seegang zuviel. Wir hatten es mit unserem Kurs da von Anfang an besser. Wind und Welle waren mit uns, sodass wir das Schwesterschiff recht bald auch schon ĂŒberholt hatten auf unserem Sonnenkorridor nach Pellworm.
In der Alten Hever entdeckten wir dann in einiger Entfernung den Leuchtturm Westerhever. Jetzt waren wir also ganz in der NĂ€he von Sankt Peter-Ording, und ich wurde rĂŒhrselig. Wie oft hatten wir dort schon am Strand gestanden oder waren spazieren gegangen. Und wie oft hatte ich nach Segelbooten auf dem Meer gespĂ€ht â meist ohne Erfolg. Gut, zugegeben, unsere Urlaubszeit an diesem Ort lag meist im Februar, da wĂ€re das Segeln hier mehr als sportlich gewesen â aber trotzdem, es wĂ€re doch jedes Mal so schön gewesen, ein weiĂes Segel zu entdecken. Und nun fuhren wir selbst diesen Kurs, mir lief ein wohliges Kribbeln ĂŒber den RĂŒcken.