Im Amerikahafen wollte niemand lĂ€nger bleiben, als unbedingt nötig. Zu nötig gehörten duschen und die Besorgungen fĂŒrs Abendessen. Max machte sich einmal mehr auf den Weg, Fisch zu kaufen, nachdem er auf Föhr nichts bekommen hatte.
Zur Mittagszeit waren wir dann schon wieder unterwegs. Wir wollten bis zur Oste. Ein wenig Wind war ja noch vorhanden und den wollten wir auskosten. Also kreuzten wir die Elbe flussaufwĂ€rts jenseits des Rote-Tonnen-Strichs. Gute zweieinhalb Stunden waren wir so unterwegs. Der Wind schlief zwischendurch ein, wachte kurz wieder auf. Pustete uns mit einer Böe ein StĂŒck voran, dann dĂŒmpelten wir wieder mit der Strömung. Ja, es war die richtige Entscheidung gewesen, nachts zuvor ĂŒber das Meer zurĂŒckzusegeln. An diesem Tag hĂ€tten wir es unter Segeln kaum noch geschafft.
DafĂŒr hatten wir nun Hochsommer pur. Als im Osteteich schlieĂlich der Anker gefallen war, war die Entscheidung baden zu gehen schon lange getroffen. An Bord wurde alles zum Schwimmen gehen vorbereitet: Badeleiter und Fender-Leine, denn auch hier war die Strömung stark. Zwischendurch kam noch die âWasserpestâ vorbei und grĂŒĂte freundlich. Bootsnamen sind wirklich so ein Kapitel fĂŒr sichâŠChristian, Alexander und Ben suchten kurz darauf AbkĂŒhlung im feuchten Nass. Ich schaute mir die Sache an. Ich war noch nie vom Boot aus schwimmen gewesenâŠ
Nach dem Trubel im Amerikahafen war die Ruhe in der Oste beeindruckend. AuĂer unseren eigenen Unterhaltungen waren nur die Massen von Zugvögeln zu vernehmen, die sich nach und nach einfanden. Ein ganzer Schwarm GĂ€nse war im Schilf gelandet. Wie auf ein geheimes Zeichen hin setzten sie sich irgendwann alle Richtung Wasser in Bewegung. Wir witzelten, dass es nun zum Baden in der Oste langsam zu voll geworden sei.
Dann wurde es auch schon Zeit fĂŒrs Abendessen. Der RĂ€ucherfisch aus Cux wurde mit Sellerie-Möhren-Kartoffelstampf serviert. Zum Nachtisch gab es endlich die sorgsam von mir zum Schiff balancierten Himbeeren mit Mousse au Chocolate.
âGoldaugenbremsen und ElbkriebelmĂŒckenâ, Christian nannte sie mit wissendem Ton in der Stimme, als wir in der Ost ankerten und in der AbenddĂ€mmerung die Flucht unter Deck antraten. Dass die eigentlichen Bösartigkeiten noch ein ganzes StĂŒck flussaufwĂ€rts auf uns lauern wĂŒrden, das ahnten wir da freilich noch nicht.
Den Abend krönte dann die sich im Westen verabschiedende SpĂ€tsommersonne. Sie fĂ€rbte den Himmel in allen Nuancen von Orange bis Dunkel-Violette. Leichte Schleierwolken sorgten fĂŒr den nötigen Kontrast im GemĂ€lde der Natur, das wir bewunderten, bis auch der letzte Streifen Licht verschwunden war. Was fĂŒr ein grandioser Himmel, war fĂŒr Farben â was fĂŒr ein Abend! Christian wĂŒrde spĂ€ter um ein Best-of unserer Fotos bitten, um sich nicht durch Tonnen von SchnappschĂŒssen klicken zu mĂŒssen. Roberts Best-of war eine Fotoreihe genau dieses einen Sonnenuntergangs. Ich musste lachen, als ich genau diesen einen Moment neunzehnmal festgehalten in unserer Foto-Cloud fand.