Unser Ziel war Stade. Wenn wir schon nicht segeln konnten – bei ‚Kein-Wind-von-vorn‘ leider völlig ausgeschlossen – dann wollten wir wenigstens noch etwas Neues erkunden, bevor unser schöner Törn wieder zu Ende gehen sollte. Tatsächlich herrschte völlige Flaute an diesem heißen Spätsommertag. In Stadersand machten wir kurz fest, um Wasser zu tanken. Als unser Boot reglos am Steg lag, brannte die Sonne derart, dass ich unter Deck flüchtete, dabei war es schon später Nachmittag im September.
Insgesamt dauerte unsere Tuckerfahrt nach Stade ganze sechs Stunden. Die Elbe flussaufwärts zu fahren kannten wir schon zur Genüge. Spannend wurde es erst, als wir in die Schwingemündung einbogen. Hier war ich zuletzt mit unserem SKS-Ausbildungstörn gewesen. Gut erinnerte ich mich an die zwei Klappbrücken, unter denen man durch musste, wollte man weiter nach Stade. Damals hatten wir das Vorhaben deswegen aufgegeben, denn die Brücken öffneten nur zu bestimmten Zeiten, und wir hätten viel Zeit zum Üben vertrödelt, hätten wir darauf warten müssen. All das hatten wir dieses Mal genau ausgerechnet. Es würde gut passen, die Nacht im Stader Stadthafen zu verbringen, um dann am nächsten Morgen zurück nach Finkenwerder zu fahren.
Also fanden wir uns bald darauf mit unserem dicken Pott auf der eher zierlichen Schwinge wieder und hofften darauf, dass kein nennenswerter Gegenverkehr aufkommen würde. Links und rechts zogen Wiesen vorüber. Die Sonne sank tiefer. In der Ferne tauchte die Silhouette der Altstadt auf.
Wir hatten einen Tisch im „Memories“ bestellt, bzw. Max hatte das für uns erledigt. Um zwanzig Uhr sollten wir dort sein. Viertel vor sieben waren unsere Leinen fest – in direkter Nähe zu den Sanitäranlagen. Eine Dusche vor dem Essen war nach dem heißen Tag also noch drinnen. Dass wir diesen kommoden Platz ergattert hatten, hatten wir tatsächlich der Freundlichkeit eines Motorbootfahrers zu verdanken. Als wir in den kleinen Stadthafen kamen, war nämlich eigentlich kein Platz für eine 43-Fuß-Yacht frei. Etwas ratlos drehten wir eine Runde durchs Hafenbecken und in dieser Zeit verholte besagter Skipper sein Boot um die entscheidenden Meter nach vorn, sodass wir schließlich in die sich bildende Lücke gut hineinpassten. Ein netter Empfang in einer schönen, kleinen Stadt.
Die Fachwerkfassaden der Altstadt hatte ich noch aus dem letzten Winter in Erinnerung. Damals hatten wir die kleine Weltreise mit der S-Bahn – immerhin zwei Stunden Fahrtzeit – auf uns genommen, um im lokalen Fachhandel unsere Troyer zu erwerben. Diese schipperten wir nun auch seit einer Woche brav in unseren Seesäcken verpackt durch die Gegend, während auf dem Relingsdraht die Badesachen des Morgens in der Abendsonne trockneten.