Gegen neun Uhr am Abend kamen wir dann an. Siebzig Seemeilen lagen da hinter uns und das in der Elbe auch noch durchgĂ€ngig gegen den Strom. Wir waren wirklich schnell gewesen. Der Wind hatte sich auch immer noch nicht gelegt, blies uns regelrecht in den Hafen und aufs Schleusentor zu. Kurz davor hatten wir ein freies PlĂ€tzchen fĂŒr uns am Steg entdeckt. Nun wollten wir ein neues Anlegemanöver ausprobieren.

Die Vorleine war schon fest, als der Eigner des Bootes vor uns als helfende Hand geeilt kam und – etwas enttĂ€uscht – auch gleich wieder abzog. ‚Ah, ihr wollt euch ranklappen lassen‘, kommentierte er unser Vorhaben. Und ja, der Wind sollte tatsĂ€chlich die „Helgoland Express“ um ihren Bug drehen und sacht an den Liegeplatz befördern. Tat er auch ganz artig, und wir waren wieder eine Erfahrung reicher, wie man in engen LĂŒcken mit ungĂŒnstigem Wind anlegen konnte.

Um halbzehn waren dann alle Leinen fest, und wir schwÀrmten noch lange von den Geschichten des vergangenen Segeltages, an dem ein Vierzehn-Tonnen-Schiff wie ein durchtrainierter Bay-Watch-Typ auf den Wellen der Elbe gesurft war, als wÀre das das Normalste von der Welt.

Viel spĂ€ter wĂŒrde ich die Fotos von der Reise betrachten und enttĂ€uscht feststellen, was alle lĂ€ngst wussten: Wellen, ĂŒberhaupt Seegang kann man nicht gescheit auf Bilder bannen. Wie viele Versuche hatte ich an diesem Tag gestartet – aber auf keinem der Fotos war zu sehen, was wir erlebt hatten. Wie die Delfine in Schottland machten sich nun auch die Wellen auf der Elbe rar im Bild und blieben doch etwas, das wir garantiert nie vergessen wĂŒrden!

Am Salontisch kreisten dann Geschichten und GetrĂ€nke. Jana und Dirk erzĂ€hlten auf recht unterhaltsame Weise viel Lebenspraktisches aus dem hessischen Alltag. Eine Weisheit eines Vaters sei an dieser Stelle an die MĂŒtter in dieser Welt weitergetragen: Berichtet wurde vom Wiedereinzug des Filius’ in die ausgebaute Einliegerwohnung im elterlichen Haushalt. Das erinnerte mich sofort an meine eigene Verwandtschaft, wo der erwachsene Sohn ebenfalls zurĂŒck ins elterliche Nest gefallen war. Im Unterschied zu diesem hatte Dirk allerdings beschlossen, dass FlĂŒggewerden eben FlĂŒgge-Werden bedeutete, auch wenn’s schwerfiel. Nach wiederholter PlĂŒnderung des elterlichen KĂŒhlschranks durch den erwachsenen Nachwuchs, stand dort nun schon seit LĂ€ngerem bloß ein einzelner Joghurtbecher. Der Einkauf war vorlĂ€ufig eingestellt. Eine grandiose Idee wie ich fand.