‚Der fĂ€hrt durchs Kartoffelloch.‘ ‚Nein, er fĂ€hrt außen vorbei.‘ ‚Was macht er da? Holt er die Segel runter?‘ ‚Nein, nur gerefft.‘ ‚Doch, Wolfram fĂ€hrt durchs Kartoffelloch!‘ so klang es bei uns an Bord und so klingt wohl das, was man ‚soziale Dynamik‘ nennt. Eigentlich hatten wir die Maschine starten und die Segel einholen wollen. Doch jetzt fanden wir uns unter Segeln im Fahrwasser der GlĂŒckstĂ€dter Nebenelbe wieder. ‚An der grĂŒnen Seite halten‘, das hatten Alexander und ich noch gut im Ohr. Die grĂŒne Seite des Fahrwassers ist tiefer.

Birgit saß an der Pinne, und ich starrte abwechselnd aufs Lot und auf Wolframs „Svanen“, die immer weiter dem roten Tonnenstrich Richtung GlĂŒckstadt folgte. Aber die Sun hatte auch ein Schwert, das man im Notfall hochholen konnte. Unsere „Frida“ hatte das nicht.

Noch am Morgen hatten wir eifrig diskutiert, ob wir diesen Weg nach GlĂŒckstadt ĂŒberhaupt mit ihr wĂŒrden fahren können. Sicher, wir waren hier schon öfter durchgekommen und, ja, die „Helgoland Express“ hatte mehr Tiefgang als unsere „Frida“. Aber wir hatten hier auch schon mehr als einmal im Schlick gesteckt. Unvergesslich natĂŒrlich damals beim SKS-Ausbildungstörn, als alle Mann schließlich am Baum hingen, um ein wenig KrĂ€ngung zu erzeugen. Und, ich gebe zu, wenn es das eigene Boot ist, hat man zu solchen Fragen doch noch mal ein ganz anderes VerhĂ€ltnis.

2,90 Meter notierte ich schließlich an der flachsten Stelle. Wir passierten diese also mit noch viel Spielraum unter unserem Kiel. Wir waren ja auch noch vor Niedrigwasser drĂŒber gefahren. Trotzdem: ‚Jetzt hab‘ ich was gemacht, was ich nie machen wollte’, scherzte Alexander spĂ€ter, ‚ein Flach mit ablaufendem Wasser zu passieren.‘ Ja, im Fall der FĂ€lle hĂ€tten wir lĂ€nger warten mĂŒssen, um weiterzukommen. Wie der Kollege neulich, der auf Cherry Island im MĂŒhlo festsaß und den wir von Weitem auf seinem Motorboot winken sahen. Da war aber schon so wenig Wasser im Cranzer Fahrwasser, dass wir auch nicht mehr als hingucken konnten. Sebastian meldete unsere Beobachtung
bei Bremen Rescue, aber die Gesellschaft konnte auch nicht viel mehr sagen, als: ‚Da wird er lĂ€nger warten mĂŒssen.‘ (TatsĂ€chlich kam wenig spĂ€ter dort ein kleines Motorboot der DLRG vorbei, ganz so tragisch ist es dann wohl nicht geworden.)

Hinter uns kam nun auch noch Nick mit Crew auf der „Maria“ durchs Kartoffelloch. Wir hatten es alle geschafft und strebten nun auf den Hafen von GlĂŒckstadt zu. Wolfram allen voran.