Dass wir bei alldem auch noch GlĂŒck hatten, lernten wir, als der Skipper des Bootes, das wenig spĂ€ter hinter uns festmachte, verkĂŒndete, dass dies das erste Mal in dreißig Jahren sei, dass er hier einen Platz direkt am Steg habe ergattern können. Es war also doch keine MĂ€r mit der Ausweichstelle zum Festmachen fĂŒr eine Nacht, von der wir gelesen hatten, die wir bei all dem Trubel vor der Schleuse in BrunsbĂŒttel aber nicht mehr hatten ausmachen können. TatsĂ€chlich trafen in der Folge auch immer wieder – mal mehr, mal weniger – Boote ein. Die einen wollte in die Elbe und warteten auf besseres Wetter wie wir. Die anderen kamen aus der Elbe und wollten weiter durch den Kanal.

"Frida" im Hafen von BrunsbĂŒttel
„Frida“ im Hafen von BrunsbĂŒttel

Den Vogel abgeschossen hatte dabei sicherlich der Kollege, der aus Schweden kam und uns in gebrochenem Englisch fragte, wann wohl die nĂ€chste Schleusung stattfinden wĂŒrde. Alexander erkundigte sich sogleich, ob er denn nach Cux oder nach Hamburg wolle. Nach Amsterdam, lautete die Antwort, aber was das denn mit den Schleusenzeiten zu tun hĂ€tte? Zu unserer Überraschung stellten wir fest, dass dieser junge Einhandsegler von Tidennavigation so viel Ahnung hatte wie der sprichwörtliche Fisch vom Fahrradfahren. Das wĂŒrde spannend werden, wenn er mit diesem enthusiastischen Unwissen noch ganz bis Amsterdam wollte


Nordschleuse BrunsbĂŒttel
Nordschleuse BrunsbĂŒttel

In BrunsbĂŒttel warteten wir tatsĂ€chlich lĂ€nger und hatten so Gelegenheit, dass Seglervolk, das sich hier einfand, eingehend zu studieren. Wir lernten, dass die Regierung auf dem Boot hinter uns, durchaus nicht gewillt war, bei einem Durchschnittswind von sechs Beaufort die Schleusung am nĂ€chsten Tag zu machen, nur weil ein paar andere große Boote den Aufbruch beschlossen hatten. Der Eigner erzĂ€hlte ausgiebig davon – natĂŒrlich mit unserem Eigner, sprich, Alexander. Denn das war so eine andere Beobachtung, die ich wiederholt machen konnte: Kam jemand zu unserem Boot, um etwas zu fragen oder zu berichten, sprachen sie zunĂ€chst Wolfram an, da er der Älteste bei uns an Bord war. Wenn der sich als bloße Crew entschuldigte, wandte man sich ganz selbstverstĂ€ndlich an Alexander. Dass dieses Boot eine Skipperin haben könnte, gar eine Frau als Eignerin in Betracht gezogen werden mĂŒsste, das ging definitiv ĂŒber das Vorstellungsvermögen in dieser MĂ€nnerwelt.