Funk war wichtig. Wichtig, um zu hören, was vor sich ging. Nicht um zu sprechen. Hören wollten sie uns nicht, das hatten sie sogar in ihren Flyer gedruckt. Sie wollten uns nicht hören, weil sie uns stĂ€ndig hörten. Offenbar hatten wir viel zu erzĂ€hlen. Offenbar hatten wir alle unser Funkzeugnis bestanden⊠âGrĂŒn grĂŒn, nech?â âAlles klar, grĂŒn grĂŒn!â Niemand meldete sich mit seinem Rufzeichen und schon gar nicht dreimal.
Es war faszinierend, den GesprĂ€chen zu folgen, die so aus einer ganz anderen Welt zu kommen schienen. Eine Welt, in der wir eher nebenbei vorkamen. âWir haben hier ein paar Sportboote und soân bisschen Kleinkram â wenn die durch sind, könnt ihr in die Nordschleuse.â Kleinkram, das waren wir. DĂŒmpelnder Kleinkram, um genau zu sein, denn wir trieben vor der Schleuse wie ein Haufen Spielzeugboote. Vor, zurĂŒck, vor, zurĂŒck, im Kreis und vor⊠Wann wĂŒrde es denn endlich losgehen?
In Holtenau hatten wir am Anleger direkt neben der Schleuse festgemacht. Die Handvoll Boote, die schon dort war, hatte alle dasselbe Ziel: durch die Schleuse in den NOK. Wir dankten dem RevierfĂŒhrer fĂŒr den Hinweis auf die Notwendigkeit der Fenderbretter, die man hier zum Festmachen zwischen den Dalben unbedingt brauchte, und Wolfram, der welche mitgebracht hatte. Mir dankte die Crew fĂŒr den Hinweis, dass man unbedingt Klopapier von Bord mit zu den SanitĂ€reinrichtungen nehmen mĂŒsse. âWenn schon bei den Frauen keines istâ, rechtfertigte ich den Tipp, wĂ€hrend Nick noch unglĂ€ubig die Brauen hob. Keinen Dank schuldeten wir dem offenbar eh nicht vorhandenen Putzteam, das die Duschen hĂ€tte in Ordnung halten sollen. Holtenau war in dieser Hinsicht eher von der rustikalen Sorte, aber wir wollten ja auch nicht lange bleiben.
FrĂŒh wollten alle los, die wir an diesem spĂ€ten Abend noch kurz sprachen. Am liebsten gleich mit der ersten Schleusung. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, war viel zu mĂŒde vom langen Tag auf der Ostsee, der nun hinter uns lag. Von der Aufregung der Anlegemanöver in Strande (zum Tanken) und in Holtenau (mit Karacho ins Fenderbrett), als dass ich mich schon mit dem nĂ€chsten Tag hĂ€tte befassen wollen. Der wĂŒrde schon von ganz alleine kommen.
Tat er auch. Er begann mit einem spartanischen FrĂŒhstĂŒck (Tee und Croissants vom Vortag) und einem ersten Abschied. Nick wĂŒrde schon in Holtenau wieder von Bord gehen. Da war immer noch die Sache mit dem Stellwerk am Nabel der Welt offen, und von Kiel gab es zumindest die Chance, irgendwie ĂŒber LĂŒbeck wieder Richtung Hamburg zu gelangen. Von Rendsburg dagegen? Bei der angekĂŒndigten Fahrtzeit wĂ€re man schon fast in Venedig gewesen. Also schrumpfte unsere Crew auf drei â was zwar bedauerlich, aber dann auch irgendwie praktisch war, konnte Wolfram so zumindest seine Habseligkeiten halbwegs vernĂŒnftig im Salon verstauen. Aber wir kamen ja vom Funk, alsoâŠ