Es war immer noch Sommer an diesem Tag. Der Wind â so es ihn denn gab â kam immer noch von vorn. Und vor uns lag noch mehr als die HĂ€lfte des Weges durch den Kanal. So brachen wir zĂŒgig auf. Heute sollte es bis nach BrunsbĂŒttel gehen. Alexander und ich wechselten uns am Ruder ab, wĂ€hrend unsere âFridaâ brav mit uns durch den NOK tuckerte. Wir zĂ€hlten die FĂ€hrstationen, bestaunten die BrĂŒcken. Machten groĂe Augen bei der SchwebefĂ€hre, die geduldig wartete, bis wir vorĂŒber waren. Und waren wirklich erstaunt, was alles durch diesen Kanal fuhr.
Neben diversen Sportbooten, Frachtern, FĂ€hren begegnete uns auch ein GefĂ€hrt, das von zwei Schleppern manövriert wurde und nicht weniger als drei riesige Bauteile eines Windrades geladen hatte. Die schwimmenden Röhren kamen von hinten auf, und wir verstanden nur zu gut, warum die Gegenrichtung fĂŒr den Verkehr gesperrt war. Die Schlepper leisteten beim Manövrieren ganze Arbeit. Ihre Maschinen liefen auf Hochtouren, um das unhandliche Geschoss um die â wie es uns schien â marginalen Windungen des Kanals zu schieben. Sie fĂŒllten mit ihrem Ballette das ganze Fahrwasser aus.
Als sie uns ĂŒberholten, merkten wir noch lange den Schraubenstrom im Wasser. Wir mussten tĂŒchtig gegenlenken, um nicht von unserem Kurs abzukommen. Das Ăberholmanöver schien uns eine Ewigkeit zu dauern. Wir fuhren so weit am rechten Rand wie möglich und verringerten unsere Fahrt, damit die Bauteile schneller an uns vorĂŒber ziehen konnten. Zugegeben, wir waren vorher schon nicht die Schnellsten, aber nun im Vergleich zu diesem Schleppverband war sogar unsere âFridaâ fast ein wenig zu flink, und wir mussten lange warten, bevor wir unsere regulĂ€re Tuckerfahrt wieder aufnehmen konnten, ohne dem Schleppverband erneut zu nah zu kommen. Das war sicherlich die aufregendste Episode an diesem Tag. Ansonsten zog sich der Kanal gummiartig in die LĂ€nge. Wie sollte es anders sein auf einem Segelboot, mit dem man nicht segeln durfte?!
Interessant wurde es erst wieder, als wir kurz vor BrunsbĂŒttel ankamen. Keiner von uns hatte eine rechte Vorstellung davon, was uns dort wohl erwarten wĂŒrde. Die Marina neben der Schleuse war fĂŒr uns alle Neuland. Wir lasen von einer Ausweichstelle fĂŒr Sportboote, falls der Hafen voll sein sollte. Wir lasen bei Jan Werner im RevierfĂŒhrer etwas von malerisch gelegenen Stegen mit ins Wasser hĂ€ngenden Weiden.
Und, ja, diese Weide gab es tatsĂ€chlich. Dennoch waren wir uns alle einig, dass Herrn Werner hier wohl doch etwas der Sarkasmus in die ZĂŒgel geschossen war. Denn gegenĂŒber jener Weide, also auf der anderen Seite des Hafenbeckens begann unmittelbar die groĂe Nordschleuse in BrunsbĂŒttel, durch die sich alle Nase lang â wie es schien â ein dicker Pott nach dem anderen schob. Containerwand nach Containerwand, wenn man so will, bestaunt wiederum vom ĂŒberaus zahlreichen Seniorenpublikum auf den BĂ€nken der Hafenseite mit der Weide. Und wir mitten drinâŠ