Eigentlich wollten wir ein zweites Mal rund Hanskalbsand segeln. Die Tide war dieses Mal etwas urlauberfreundlicher. Es sollte erst um halbelf losgehen. Um zwölf Uhr mussten wir oben an der Barre sein, dann war Hochwasser. Die Windvorhersage war allerdings mau, und tatsĂ€chlich herrschte noch bis halbzehn echte Flaute. Erst danach bewegten sich die Clubstander auf den Booten in einem lauen LĂŒftchen. Wir entschieden uns daher fĂŒr das Hauptfahrwasser. Wenn der Wind nicht reichen sollte, saßen wir wenigstens nicht hinter der Insel fest.

Mit gemĂŒtlichen zwei bis zweieinhalb Knoten fuhren wir schließlich an der Insel entlang. ‚Von hinten kommt ein Motorboot.‘ ‚Der hat doch keine Chance, so schnell wie wir sind‘, witzelte Alexander, wĂ€hrend im Fahrwasser Containerfrachter nach Containerfrachter an uns vorbeizog.

Wir hatten die Genua ganz gesetzt und das Groß einfach dichtgeholt. Sehr zufrieden damit zuckelte unsere „Frida“ gen MĂŒhlo, wo wir, wie gewĂŒnscht, auch kurz nach zwölf eintrafen. Aber wirklich Wind gab es immer noch keinen, und wir erwarteten hinter der Insel noch weniger.

‚Also was machen?‘ ‚Wollen wir ankern?‘ Eine Idee war geboren. Unseren Anker hatten wir bis dato stets nur spazieren gefahren. Jetzt hieß es: Butter bei die Fische. Dazu musst das schwere Eisen aber erst einmal aus der hinteren Backskiste gekramt werden – kein wirklich optimaler Ort fĂŒr einen Anker, zugegeben. Aber unsere „Frida“ kommt aus den SchĂ€ren, da war der Heckanker durchaus ĂŒblich. Nun ja. FĂŒr ein Sonntagnachmittag-Ankern war das so schon okay, aber fĂŒr Wir-brauchen-den-jetzt-wirklich! war das alles eher suboptimal, da waren wir uns beide einig.

An diesem Mittag jedenfalls schleppte Alexander Anker nebst Bleileine aufs Vorschiff, klarierte alles und belegte alles auf der Klampe, wĂ€hrend ich kreiselte. Und dann hieß es: ‚Anker klar zum Fallen.‘ Er glitt auf fĂŒnf Meter Tiefe hinab ins MĂŒhlenbergerloch. Noch mal einen Schub rĂŒckwĂ€rts und wir waren fest.

‚Du kannst die Pinne jetzt loslassen.‘ Ich war skeptisch. Wir banden sie schließlich fest, und dann lagen wir das erste Mal vor Anker. Vor uns das Blankeneser Treppenviertel und das MĂŒhlo im strahlenden Sonnenschein – eine echte Urlaubskulisse. Eine Stunde lang lagen wir dort. Schauten zu, wie der kenternde Strom unsere „Frida“ langsam um ihren Anker drehte. Schaute auf die vorbeiziehende Großschifffahrt.

Dann machen wir uns wieder auf die Socken – und hatten plötzlich Wind! Jedenfalls und interessanterweise immer auf der SĂŒdseite der Elbe. UngefĂ€hr ab der Fahrwassermitte kamen uns gute drei bis vier Beaufort entgegen, wĂ€hrend wir kreuzten. Die Wenden auf dem Backbordbug standen wir dagegen eher durch, wie man so schön sagt. Unsere „Frida“ schoss gen Wedel. Mit Vollzeug legte sie sich in die Böen und genoss das Segeln so wie wir. ‚Darf ich auch mal?‘ bettelte Alexander, der zu gerne ans Ruder wollte. Mit dem Strom die Elbe hoch zu dĂŒmpeln, war ja ganz nett, aber am Wind den Strom hinabzurauschen, das war eine ganz andere Nummer