Baltrum war die zweite Ostfriesische Insel, die uns in unserem âInsel-Tastingâ des letzten Jahres gefehlt hatte. Und auch diese Insel klang in der Beschreibung des RevierfĂŒhrers nicht so, als wĂ€re sie fĂŒr uns und unsere âHelgoland Expressâ ein erreichbares Ziel: âObwohl der Bootshafen recht klein ist, dĂŒrfte man hier immer ein PlĂ€tzchen finden. Mit einem Tiefgang bis 1,5 m mĂŒsste man hineinkommen. Der Grund im Hafen besteht aus hartem Sandâ, (Werner 2016, 142). Insbesondere der letzte Satz gab uns zu denken und bereitete allgemeines Kopfzerbrechen. Wir hatten 1,7 m Tiefgang und waren wenig gewillt, die Nacht in zunehmend unbequem werdender SchrĂ€glage zu verbringen.
Seit Spiekeroog hatte Christian versucht, den zustĂ€ndigen Hafenmeister ans Telefon zu bekommen um herauszufinden, ob der RevierfĂŒhrer diebezĂŒglich auf dem aktuellen Stand war und ob wir ĂŒberhaupt kommen durften, hatten wir doch ĂŒberlegt, mit unserem Boot am besten an der Westkalje des Hafenbeckens festzumachen, anstatt in besagten kleinen Yachthafen einzulaufen, den wir scheinbar eher zu FuĂ, denn mit einer Kielyacht schwimmend erreichen konnten. Aber auch wenn die Insel klein war â im RevierfĂŒhrer hieĂ es dazu, man könne sie bequem an einem Nachmittag gemessenen Schrittes umrunden â war sie wohl doch groĂ genug, um den Hafenmeister beharrlich lange von seinem Telefon fernzuhalten. Wir erreichten ihn nicht und fuhren das Anlegemanöver ohne den erhofften guten Ratschlag
Den erhielten wir erst spĂ€ter, dafĂŒr umso herzlicher, nachdem Christian zu FuĂ auf die Suche nach besagtem Herren unterwegs gewesen war. Mit dem Fahrrad kam der spĂ€ter an die Pier. Riet uns erst zum Verholen an die sĂŒdliche Kaimauer, direkt neben den FĂ€hranleger. Zeigte uns den dort verfĂŒgbaren Anschluss fĂŒr Landstrom und erkundigte sich dann in aller Unschuld: âWisst ihr schon, wie lang euer Boot denn ist?â Das wussten wir wohl und auch, dass wir gerade die Einladung zur Einsparung einiger Euro Liegegeld erhalten hatten. Wie nett! FĂŒr den feinen Spott, den wir bis dato ĂŒber die kleine Insel ergossen hatten, tat es uns schlagartig leid. Nie wieder wĂŒrden wir behaupten, Baltrum sei eine schöne Insel, nur eben 22 Meter zu hoch â wir schwören!
Zum Anleger auf Baltrum gab es noch ein weiteres Highlight des Törns: unser Skipper hatte einmal wieder gebacken. Dieses Mal gab es Torte – âEnkel-Torteâ, um genau zu sein. Ein selbsterklĂ€render Name eigentlich, eben jenes Backwerk, das besagte Enkel verputzten, bevor jemand anderes auch nur einen Gedanken daran verschwenden konnte. Anlass fĂŒr die Köstlichkeit war Roberts Geburtstag, fĂŒr den Christian ebenfalls in aller HerrgottsfrĂŒhe und mucksmĂ€uschenstill eine Luftballongirlande fabriziert und quer im Salon aufgehĂ€ngt hatte. Wie schön musste es sein, auf dem Boot Geburtstag feiern zu dĂŒrfen! Mit Bedauern dachte ich an meinen eigenen Geburtstag in jenem Jahr, fĂŒr den das Arbeitsmeeting schon vor Wochen â in Unkenntnis desselben natĂŒrlich â von meinen Kollegen festgelegt worden war. Irgend etwas ist halt immerâŠ
Die erste Nacht auf Baltrum verbrachten wir an besagter Spundwand. Abends hatte Robert noch alle auf einen Absacker im Dorf eingeladen. Wir fanden die eine Kneipe, die noch offen hatte. Christian ĂŒberredete uns zu einem Friesengeist, einen flambierten Köm mit Gedicht, das so schnell von der Serviererin heruntergesprudelt wurde, dass ich kein einziges Wort behielt. War aber auch nicht so schlimm, der blaubrennende Schnaps war unter seinem Namen irgendwie auch selbsterklĂ€rend.