Vor Helgoland ging die Sonne golden unter. Mit den Reedeschiffen ergab das ein sehr romantisches Bild, auch wenn uns allzu bewusst war, dass Schiffe auf Reede alles andere als romantische Träumereien bedeuteten. Je mehr Schiffe hier lagen, desto mehr war gerade auf dieser Welt einmal wieder in Unordnung. Das war so während der Corona-Pandemie gewesen und in der anschließenden Zulieferkrise erneut so. Schiffe hier draußen waren kein positives Ereignis, doch machten sie sich vor dem Sonnenuntergang als Fotokulisse mehr als passabel.
Den Hafen auf Helgoland fanden wir ziemlich verlassen vor. Noch vor wenigen Tagen hatten wir hier im Päckchen gelegen, nun hatten wir den Schwimmsteg beinahe für uns allein. Der Grund dafür war zweifelsohne das heranziehende Tiefdruckgebiet, das auch uns schon so frühzeitig durch das Seegatt getrieben hatte. Für die nächsten Tage war Sturm auf der Nordsee angekündigt, und die meisten Segler hatten lieber vorher das Weite gesucht.
Fast alle jedenfalls. Ein junger Einhandsegler tauchte kurz nach dem Anlegen an unserem Boot auf. Beseelt von der Vorstellung, wir könnten ihn vor dem inseleigenen Ü70-Stammtisch bewahren, saß er bald schon bei uns im Cockpit und später beim Essen auch mit am Salontisch. Mit seinem Achtmeter-Boot war er gerade erst vom ostfriesischen Festland eingetroffen und nun sehr sicher, dass er wohl die nächsten sieben Tage erst einmal auf dem roten Felsen eingeweht festsitzen würde. Umso mehr erfreute er sich an der Gesellschaft einer weiteren Seglercrew, auch wenn wir ihm bedeuteten, dass diese Freude bereits am nächsten Morgen vorbeisein würde. Egal, nur nicht heute Abend mit den Inselrentnern zum Eiergrog zusammensitzen. Wir konnten ihn verstehen.