Wir stehen mit Wecker auf, aber es nĂŒtzt alles nichts. Draußen regnet es Hunde und Katzen. Wozu im Urlaub bei solchem Wetter segeln? Wir konsultieren des Regenradar und verschieben den Aufbruch kurzerhand auf den spĂ€ten Vormittag. Gegen viertel vor zwölf war es dann endlich soweit, der Wettergott hatte ein Einsehen mit uns und stellte seine GartenbewĂ€sserung ein. Wir können aufbrechen.

Es lĂ€sst sich auch alles recht leidlich an. Die erste Zeit weht der Wind so schön in unsere Segel, dass sich RĂŒdiger selbst ans Ruder setzt und das Segeln sichtlich genießt. Danach wechseln Alexander und ich uns am Steuer ab. Wir kreuzen nach Ardnamurchan oder haben das jedenfalls vor. Die SchlĂ€ge sind lang, vom Festland hinaus zu den Small Isles und wieder zurĂŒck. FĂŒr etwa zwei Stunden geht alles gut, und wir genießen die Sonne, die zu einer Stippvisite im schottischen Sommer vorbeischaut. Dann wird der Wind zunehmend schwĂ€cher, und wir treiben weiter und weiter zurĂŒck. Es hilft nichts, wir brauchen technische UnterstĂŒtzung. Rollen die Genua ein und schalten die Maschine dazu.

Wieder beobachten wir Delphine sowie etliche Seevögel: Manx und Lummen vor allem. Dann erhalten wir eine recht ungewöhnliche Anfrage ĂŒber Funk. Die „Naughty Ghost“ ruft uns. Ihr Besitzer war am Vortag ebenfalls von Carbost nach Mallaig gefahren und hatten an diesem Tag kurz nach uns abgelegt offenbar mit demselben Kurs nach Tobermory. Ob wir nicht unsere Fahrt etwas verlangsamen und ein paar Bilder von einem Boot machen könnten? kommt seine Frage aus dem Funk. Er sei allein unterwegs und hĂ€tte so gern ein paar Fotos vom Boot unter Segeln.

Seine Nauticat ist in der Tat ein SchmuckstĂŒck. Wir hatten sie schon in Carbost bewundert. Aber die Fahrt verlangsamen? Wir beratschlagen kurz, dann lĂ€sst RĂŒdiger uns beiliegen. Aber die „Naughty Ghost“ segelt einfach weiter. War es doch bloß eine Regatta-Finte? Wir runzeln die Stirn, nehmen wieder Fahrt auf und haben das andere Boot bald schon wieder eingeholt.

Was soll’s, wir sind nett. Alexander macht etliche Aufnahmen von der Nauticat, die unter Vollzeug ebenfalls mit Maschine fĂ€hrt. Mit der Landschaft, dem blauen Himmel und den weißen Segeln des Nachbarbootes stellt dies in der Tat ein fabelhaftes Motiv dar. Der Skipper der „Naughty Ghost“ revanchiert sich mit einigen Aufnahmen der „Hamburg Express“. Allein der Austausch der Mailadressen gerĂ€t zum spannenden Manöver. Denn nach der Rundung von Ardnamurchan wird klar, dass in Tobermory immer noch der BĂ€r steppt. Sprich, der kleine Hafen ist gesteckt voll mit Regatta-Volk, sodass wir kurzerhand beschließen, im Sound of Mull zur anderen Seite hin ins Loch Sunart abzubiegen. So mĂŒssen die Daten also zwischen den fahrenden Booten ausgetauscht werden.

"Hamburg Express" vor Ardnamurchan
„Hamburg Express“ vor Ardnamurchan

Aber dieses Problem lasse ich andere Leute lösen und verabschiede mich unter Deck, um GemĂŒse fĂŒrs Abendessen zu schnippeln. TatsĂ€chlich ist es nĂ€mlich schon lĂ€ngst Abend geworden und so schön ankern auch ist, heißt es doch auch, dass wir kochen mĂŒssen und nicht Essen gehen können.