‚Wir werden den Rekord brechen‘, scherzten wir am ersten Tag. Sechs Beaufort aus Ostsüdost. Wir flogen geradezu über die Elbe, an den Inseln im Fluss vorbei, vorbei an Wedel, Glückstadt, Brunsbüttel.
Bei strahlendem Sonnenschein ging diese Rauschefahrt vor dem Wind dahin, begleitet von feinstem Backwerk, das Robert mit an Bord gebracht hatte – zusammen mit vielen anderen kulinarischen Köstlichkeiten, die wir ehrfürchtig im Kühlfach verstauten: die Nougat-Terrine mit Crème-brûlée-Kern sollte es erst später geben ebenso die Kürbis-Terrine. Mit Hobbyköchen zu segeln, war eine Wohltat für Leib und Seele!
Tidensegeln? Halt machen, wenn die Tide kippt? Zwischenstation in Glückstadt, in Cux einlegen? Nicht mit uns! In nur sechs Stunden hatten wir die Elbmündung schon erreicht. Helgoland, wir kommen! Das war unsere Devise an diesem ersten Törntag. Wir konnten es gar nicht recht begreifen, dass es dieses Mal so schnell ging. Wie im Flug zog die Elblandschaft an uns vorüber. Wir kamen kaum hinterher, den Neulingen an Bord – Carsten, Florian, Torsten und Alex – die verschiedenen Stationen aufzuzählen, die wir dieses Mal so flugs hinter uns ließen.
Auf Helgoland trafen wir unser Schwesterschiff, die „Elbe Express“, wieder. Sie hatten ganz regulär Station in Glückstadt gemacht und nahmen uns nun bereitwillig ins Päckchen. Wir begannen einen fröhlichen Tauschhandel, bis alle fürs Abendessen notwendigen Zutaten auf den jeweiligen Schiffen angekommen waren. Als sie uns schließlich einen Sack mit leeren Pfandflaschen zum Verstauen vorbeibrachten, wurde es Christian fast zu bunt: ‚Platz für eine Gitarre an Bord, aber nicht für die eigenen Flaschen!‘ Die Live-Musik vom Nachbarboot genossen wir dennoch in der Abendsonne.
Dieses Mal war ich echt in der Unterzahl – ein Kuriosum, wenn man so will. Eigentlich war das gar nicht geplant, aber alle meine Mitstreiterinnen hatten dieses Mal gestreikt. Und so war ich schließlich ‚die Frau vom anderen Boot‘, wie mich Maikes Crew ansprach.
Am nächsten Tag wollten wir erst gegen Mittag wieder los. Es wurde also jede Menge Pläne geschmiedet, was wir alles mit dem freien Vormittag würden anfangen können. Ich freute mich auf einen Besuch im Helgoländer Schwimmbad, das mir beim letzten Mal so gut gefallen hatte. Aber es kam, wie es kommen musste, wenn man Pläne machte – sie purzelten uns alsbald alle um die Ohren. Es begann damit, dass die „Elbe Express“ doch früher los wollte, und sie lagen innen im Päckchen. Einkäufe waren auch noch zu erledigen. Dann jetzt wenigstens noch fix unter die Dusche gesprungen…
Die Vorbesprechung des Tages fand auf unserem Boot statt. Zwei Crews hatten sich um den Salontisch versammelt und studierten die Karte. Für Maike, die Skipperin der „Elbe Express“ war es das erste Mal, dass sie durch eines der Seegatten der ostfriesischen Inseln fahren würde. Sie wollte gut vorbereitet sein, und Christian tat sein Bestes, relevante Infos und Neuigkeiten aus den BfS und der Wettervorhersage an den Mann und die Frau zu bringen.