‚Hatten wir nicht noch saure Gurken?‘ Hatten wir. Sie fanden reißenden Absatz zum Frühstück nicht nur bei mir. War wohl doch etwas viel gewesen am Abend zuvor. Was soll’s, heute konnten wir uns ja einen faulen Tag machen. Also jedenfalls nachher, denn nun mussten wir noch erst schnell ins Dorf – einkaufen. Bis zwölf Uhr hatten die Geschäft noch offen. Auch die „Galerie Mondstein“, der schöne Steineladen – nein, Verzeihung, Juwelier – im Ort. Da musste ich unbedingt vorbeischauen. Und Postkarten! Also jede Menge Erledigungen – vor zwölf! Auf ins Dorf! Ich stöberte mich dort durch die Geschäfte.

Wir schafften es so gerade. Als allerletzte Kunden stahlen wir uns noch in den Inselsupermarkt. Etwas unwillig kehrten sie uns mit den übrigen Touristen dann vor die Tür. Na ja, sie konnten ja nicht wissen, dass dies unsere einzige Gelegenheit war, um Einkäufe zu machen.
Der Nachmittag stand dann zur freien Verfügung. Erst abends wollten wir uns alle zum Essen wieder treffen. In der „Friesenstube“ sollte eingekehrt werden. Christian hatte einen Tisch für acht Personen reservieren können. Bis dahin frönten wir allgemein der Inselfreizeit.

Nachdem die Einkäufe auf dem Schiff verstaut und alle Postkarten geschrieben waren, zog es Alexander und mich zum Strand. Wie hatte ich eben noch so schön an alle geschrieben? ‚Heute trocknet endlich mal alles.‘ Und wirklich, der Regen hielt sich freundlicherweise überwiegend zurück, auch wenn er nicht ganz ausbleiben mochte. So steckten wir also die Füße in die noch recht kalte Nordsee und zogen uns zugleich die Regenjacken über die Köpfe.

Wir liefen am Strand nach Westen, schauten nach den trockengefallenen Booten in der Lagune und natürlich auch nach dem Stand der Dinge beim „Old Larimies“. Das war immer noch geschlossen, aber lieferten sie nicht gerade neue Getränke an? Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Dann zumindest noch ein Eis in der „Bunten Kuh“. Schauen, was Familie Spatz und Vetter Dohle hier so trieben. Ja, noch alle gut im Futter stehend vorhanden, immer noch wild auf Zimtwaffeln – so wie wir. Wir trafen Rainer, dem wir ebenfalls ein Eis als lokale Spezialität aufschwatzten. Und während wir einen faulen Tag verlebt hatten, berichtete er von seinen Surf-Abenteuern, die er gerade am Strand erlebt hatte.

Schließlich trafen wir alle am Boot wieder ein. Wir hatten ja noch eine Verabredung zum Essen. Nur Max blieb außerhäusig. Ihn fanden wir dann an dem für uns reservierten Tisch wieder, wo er schon auf uns wartete. Man konnte es nicht anders sagen, wir brachten doch etwas Leben in diesen Gastraum mit seinen weißen Tischtüchern und gestärkten Servietten. Acht Segler in Ölzeug und Jeans zwischen all den für Pfingsten herausgeputzten Touristen waren schon ein Wort.
Schnell waren die Gerichte ausgewählt und bestellt. Die meisten setzten auf den Knurrhahn auf Erbsenpüree und Risotto. Ich speiste das vegetarische Gericht – Gnocchi mit Spinat. Acht wunderschön angerichtete Teller wurden aufgetragen und waren baldigst ratzeputze leer – bis auf eine kleine Kreation der Küche, die wir alle interessiert beäugten, benagten und dann für ungenießbar erklärten. Es sah aus wie ein kleines rotes Segel und steckte dekorativ in den Gerichten. ‚Schmeckt wie Plastik‘, befand Jana. Fand ich auch, wollte aber nicht dumm sterben, sodass wir die Bedienung danach fragten. ‚Das ist Paprikapüree, gebacken und in Form geschnitten‘, wurden wir aufgeklärt. Aha. Schmeckte trotzdem nach Plastik.
Wohlgenährt und allgemein zufrieden ging’s zurück zum Schiff. Morgen sollte es wieder früh losgehen. Der Plan war, soweit wie möglich zu kommen – auch gegen die Tide, denn das war unvermeidlich. Wir würden sehen, was sich ergab. Vielleicht schafften wir es ja bis zur Oste, überlegten wir, das wäre doch ganz okay.