Nachdem wir unsere paar Erledigungen vollbracht hatten, machten wir uns rasch wieder auf den Weg. Im Hafen herrschte immer noch die Ruhe vor dem vermeintlichen Sturm. Konnte dies wirklich der Tag sein, an dem hier die Zubringer-Regatta erwartet wurde? Alles wirkte so friedlich. Und friedlich war an diesem Morgen auch die Nordsee. Beinahe spiegelglatt lag sie vor uns, als wir aus dem Helgoländer Vorhafen ausliefen.

Wir hatten wieder die Genua aufgezogen und setzten sie nun zusammen mit dem Groß. Das war tatsächlich eher Kaffeesegeln an diesem Morgen. Es dauerte eine Weile, bis wir einen halbwegs vernünftigen Kurs einschlagen konnten. Immerhin wollten wir stracks nach Süden, nach Spiekeroog. Dummerweise kam von dort auch der Wind.

Helgoland wurde langsam, sehr langsam kleiner und blieb achteraus. Von Ferne wies ich Jana auf die Lange Anna hin, den markanten Felsen an Helgolands Nordspitze. Es war ein schöner Anblick an diesem wunderbaren Morgen. Leider dauerte alles viel zu lange. Bei dem Tempo, so befand der Skipper, würden wir auch noch am folgenden Tag vor Helgoland kreuzen, und morgen war doch schon Regatta! Es nütze also alles nichts. Wir holten die Genua ein und warfen die Maschine an.

Etwas später drehte der Wind wieder, sodass wir schließlich doch segeln konnten – und das sogar recht flott. Zu flott, wie wir bald feststellten, denn war das da vorn nicht schon der Westturm von Wangerooge? Und segelten wir nicht schon längst an der Nordseite von Spiekeroog entlang?

Tatsächlich hatten wir die Insel schon um die Mittagszeit erreicht. Viel zu früh, um über die Barre im Seegatt zu kommen. Christian ließ uns also wieder aufs offene Meer hinaus wenden. Mit etwas mehr Lee-Raum konnten wir beiliegen und dabei die nötige Zeit vertrödeln. Außerdem war das der perfekte Moment fürs Mittagessen, und bald schon wurden Schalen mit Reis und Kichererbsencurry ins Cockpit gereicht.

Ich saß am Heck und schaute ins Wasser, in dem Schwärme von Quallen vorbeizogen. Dicht an dicht schwammen die seltsamen Meerestiere. Ich hoffte sehr, sie wären auf dem Weg zu einer anderen Insel, denn auf Spiekeroog wollte ich unbedingt an den Strand. Vielleicht nicht gleich ganz zum Baden, denn die zwölf Grad Wassertemperatur schreckten mich doch, auch wenn Christian es sich auf Helgoland nicht hatte nehmen lassen, eine Runde schwimmen zu gehen – wenn sie uns schon keine Duschen gönnten…

Eine wirkliche Lauschigkeit wollte sich an unserem Warteplatz dann aber doch nicht einstellen. Der Seegang hatte mit dem gedrehten Wind wieder zugenommen. Und ganz allgemein waren wir alle der Ansicht, dass Nordsee und Fische am vorherigen Tag schon genug von uns bekommen hatten. Also bloß schnell weiter in den Hafen von Spiekeroog!