Auf Spiekeroog verbrachten wir zwei herrlich sonnige Tage. So sonnig, dass sich in mir ein Plan festsetzte, der andere offenbar in arge BedrĂ€ngnis brachte, wie Alexander spĂ€ter belustigt feststellte. âUnd neben dir, da ging so ein Ă€lterer Herr ins Wasser. Seine Frau hatte schon abgedreht, aber er wollte ihr wohl was beweisen. Aber dann wollte er wohl doch auch lieber nur mit den FĂŒĂen rein. Und dann hat er da dieses junge Ding neben sich. Und die geht als hinein und als hinein und dann fĂ€ngt die auch noch an zu schwimmen, da sah er sich dann doch genötigt, auch ganz reinzugehen.â Ich musste lachen. Das hatte ich gar nicht mitbekommen. War viel zu sehr mit dem Bad in der Nordsee beschĂ€ftigt â endlich â wie lange hatte ich darauf gewartet?! Das Wasser war herrlich, wenn man es einmal hinein geschafft hatte. Nach dem Schwimmen machten wir uns dann zĂŒgig auf den Heimweg zum Hafen fĂŒr eine heiĂe DuscheâŠ
NatĂŒrlich statteten wir Spiekeroogs âBunter Kuhâ – der Eisdiele mit den selbstgebackenen Zimtwaffeln â mehr als einen Besuch ab. Spatzen und Dohlen hatten den Vorplatz immer noch fest in ihren Krallen. Wie groĂ ihr Bandengebiet mittlerweile geworden war, stellten wir fest, als wir einmal ein Eis auf unserem Weg die DorfstraĂe entlang mitnahmen. Sie verfolgten uns bis zu deren Ende â zwei hinter uns und andere neben uns in den BĂŒschen. âPass auf, gleich schneiden uns vorne zwei den Weg ab!â scherzte ich und verschmauste schnell das letzte WaffelstĂŒckchen. Pech gehabt, compaĆeros!
Die geplante WattĂŒberquerung mussten wir leider absagen. Gewitterwarnung! Schade. Immerhin hatte uns der Programmpunkt schon seit Helgoland beschĂ€ftigt, wollten doch diverse FĂŒĂe vor hinterhĂ€ltigen Sandklaffmuscheln beschuht werden. Wo aber die notwendigen Treter in der KĂŒrze der Zeit und vor allem in der richtigen GröĂe hernehmen? Christian erbot sich, sĂ€mtliche auf Spiekeroog in Frage kommenden LĂ€den telefonisch abzuklappern. Er blieb erfolglos. So war die wetterbedingte Absage des Events dann zwar bedauerlich, aber andererseits auch wieder praktisch. Hier wĂŒrde nun der Orakelspruch meiner abendlich bevorzugten Teesorte ganz hervorragend passen: âSei unbesorgt. Alles wird zum richtigen Zeitpunkt da sein.â Ich mag es, wenn mein Tee recht behĂ€lt…
Abends beschlossen wir dann, ins Old Laramie zu gehen. Wobei âabendsâ eigentlich nicht stimmte. Halbzehn kann gut und gern als ânachtsâ klassifiziert werden â jedenfalls fĂŒhlte es sich fĂŒr mich so an, aber ich war wohl auch einfach aus der Ăbung. Die Partystimmung im CafĂ© Westend war allerdings eher mĂ€Ăig, als wir dort anlangten. âWas erwartet ihr denn, wenn ihr ins Larries schon um die Zeit kommt?!â FĂŒr das Partyvolk waren wir viel zu frĂŒh gekommen, wie Christian sicher wusste. Jedenfalls hatten wir so die Gelegenheit, alles genau zu inspizieren. Richard â nicht nur Ostsee-Segler, sondern auch Baugewerbler im Unruhestand â staunte nicht schlecht ĂŒber das windschiefe GemĂ€uer, das sich uns in all seiner faszinierenden KuriositĂ€t darbot. Besonders der halb aus dem Mauerwerk hĂ€ngende TĂŒrstock hatte es ihm angetan.
AuĂer uns hing nur ein wenig Jungvolk am Tresen ab und schaute Fussi im Fernsehen. Wir verzogen uns in den Nebenraum. Ein Konzert hatten wir nicht wirklich erwartet â aber natĂŒrlich still erhofft. Tja. Lustig wurde es, als die Crew von der âHamburg Expressâ ebenfalls in der Kneipe eintraf. Zusammen entdeckten wir den neu installierten Kickertisch. Zwei gegen zwei. Christian und Yannick fingen an. Dann beschloss Annette, dass es auch ein Damenduo geben mĂŒsste. Ich ĂŒbernahm gerne Verteidigerposten und Torwart ihres Teams. Kaum hatte ich die HĂ€nde um die Griffe es Spieltisches geschlossen, war ich zurĂŒck in meine Kindheit katapultiert. Wie oft hatte ich gegen den groĂen Bruder und den Cousin im Schrebergarten meiner Tante gespielt? Hochmotiviert legten Annette und ich uns ins Zeug. Zeitweise fĂŒhrten wir locker und jubelten bei jedem durchdrehenden Treffer. Ja, gut, gewonnen haben wir dann nicht, was sollâsâŠ
Der Vollmond zauberte ein unwirkliches Licht ĂŒber die Insel, als wir schlieĂlich zurĂŒck zum Hafen liefen. Wohl jeder von uns versuchte, die Szenerie aufs Foto zu bannen. Und bei uns reifte die Idee, dass es doch toll sein musste, die nĂ€chste Strecke bei diesem wunderbaren Mondlicht zurĂŒckzulegen. DafĂŒr waren alle Feuer und Flamme, und der nĂ€chste Törnabschnitt damit schon in Planung.