Der Logbuch-Eintrag fĂŒr die Stunden, in denen wir den Volvo-Motor der „Hamburg Express“ in allen Einzelheiten unter die Lupe nahmen, lautete „Badespaß“. Unser Skipper of the day war da wohl etwas zu optimistisch gewesen. Ja, die Jungs testen auch an diesem Tag den Fluss am neuen Ankerplatz auf seine BadequalitĂ€ten hin – und, hey, wie oft kam es schon vor, dass die Elbe Mittelmeertemperaturen aufwies?! Dennoch erschienen sie alle bald artig unterdecks zur nĂ€chsten Lerneinheit. Ich war erstaunt, sie alle plötzlich bei uns im Salon auftauchen zu sehen, hatten wir zwecks Motorenkunde doch schon vor einer Weile den Niedergang hochgeklappt und damit den Weg vom Cockpit aus versperrt. Durch die Bugluke waren sie alle hereingekrabbelt, der SKS-Törn hielt uns also in jederlei Hinsicht fit. Nun ging es aber erst einmal um die Beweglichkeit unseres Denkvermögens, mit welchem wir den Windungen des Volvos zu folgen versuchten.

Motorenkunde
Motorenkunde

Rafael war ganz begeistert davon. Von Berufswegen quasi mit diesen Dingen – wenn auch nicht gerade mit Bootsmotoren, wie er beteuerte – vertraut, inspizierte und erklĂ€rte er uns die Bestandteile und das Zusammenwirken von dem, was sich uns ĂŒbrigen im Wesentlichen als grĂŒner Monolith prĂ€sentierte. Sieben Leute hockten schlussendlich auf dem Boden vor der Maschine und suchten die Teile, die Rafael aufzĂ€hlte. ‚Ah, weiche Rohre, da muss Wasser durchfließen. Ja, hier und hier. Da zum WĂ€rmetauscher, dort die Impellerpumpe.‘ Christian hielt uns wohlweislich das passende Ersatzteil vor die Nasen, das namentlich immerhin sogar mir schon aus den TheorieprĂŒfungsfragen bekannt war. Andere Leute machen Urlaub…

‚Feste Rohre, das muss der Dieselzulauf sein.‘ Rafaels Begeisterung fĂŒr die Materie war direkt ansteckend. Schlussendlich machten wir alle Fotos von dem grĂŒnen Ding, als wĂ€re es eine neue Touristenattraktion auf unserem Törn. Flugs waren auch die Seitenverkleidungen in den beiden Achterkabinen entfernt und schon bot sich uns unser Volvo manierlich von allen Seiten dar.

Im Nachhinein erinnerte mich unser Treiben ein wenig an die Physikstunden in der Mittelstufe. Unser Lehrer, den wir alle respektvoll „TĂŒddel“ nannten, hatte einen Faible fĂŒr Versuchsaufbauten. RegelmĂ€ĂŸig erkor er jemanden aus unseren Reihen, der dann ratlos am großen Experimentiertisch vor dem Rest der Klasse stand und irgendwelche ominösen Schaltkreise zusammenbauen sollte. Jetzt hingegen experimentierten wir wissbegierig sozusagen am lebenden Objekt, suchten Seeventile, Einspritzpumpe, Filter…

Wenig spĂ€ter an diesem Tag waren wir alle dann heilfroh, dass im Gegensatz zu vielen ManöverĂŒbungen der vergangenen Tage unser Skipper beschloss, dass eben jener Motor ganz einwandfrei funktionierte. Als wir nach unserer Technik-Bastelstunde wieder an Deck kamen, stellten wir fest, dass sich am Horizont eine beachtliche Wolkenfront aufgebaut hatte, die es ganz eindeutig in unsere Richtung zog. Sehr untypisch fĂŒr Christian blieben die Segel unten, und wir motorten, so schnell es ging, zurĂŒck nach GlĂŒckstadt. Auf diesem StĂŒck lernten wir auch unsere wohl wichtigste Lektion in der Wetterkunde: ‚Merke: Ziehe Ölzeug an, wenn der Skipper mit selbigem im Cockpit auftaucht!